18-01-07 Lake Tekapo-Lake Ruataniwha

Heute wäre wieder blauer Himmel und Sonnenschein und ein schönes Blau spiegelt sich auf dem See wider, allerdings ist es immer noch nicht diese Farbe aus meiner Erinnerung. Die Luft ist heute klar und es wäre nur ein paar Kilometer zurück Richtung Burkespass, um nachzuschauen, ob das Panorama bis zum Mount Cook heute zu sehen wäre. Aber man sollte einfach nicht zu sehr Erinnerungen nachhängen. Heute wollen wir Neues erleben. Obwohl wir auch diese Strecke auf der SH8 jetzt zum dritten Mal fahren (man hat in Neuseeland keine andere befahrbare Strassen zur Auswahl) finde ich das Gebiet hier mit seinen einsamen Weiten wunderschön und bald erhebt sich nun am Horizont die Alpenkette mit ihren Gletschern und zum Teil noch schneebedeckten Gipfeln. Bei den letzten Kurven, welche nun ein bisschen von der Höhe hinunter zum Lake Pukaki führen, bin ich angespannt und ich lauere förmlich auf den ersten Blick auf den See. Die erste Gelegenheit für einen Stopp bietet uns einen fantastischen Ausblick über das ganze Alpenpanorama, das sich im fast gewöhnlich blauen Wasser des Sees spiegelt. Ich weiss nicht, welche Komponenten dafür verantwortlich sind, dass die Farbe des Wassers so variiert.

Lake Tekapo-Lake Ruataniwha

 

In Twizel steuern wir den Campingplatz an. Wir sind gestern im Internet nicht fündig geworden, weil überall in erreichbarer Nähe noch immer alle Plätze ausgebucht sind. Wir hoffen nun darauf, dass das Prinzip der nicht vorbuchbaren Plätze funktioniert und wären jetzt früh genug dran. Tatsächlich haben sie hier keinen Platz mehr mit Stromanschluss, aber wir bohren weiter. Es gebe hier an einem See einen noch viel grösseren Platz und die Dame ist so zuvorkommend und fragt gerade für uns telefonisch an und wir haben Glück. Es ist wohl einer dieser Reserve-Plätze, den wir zwischen ziemlich fest installierten Campinganhängern unter einem Kirschbaum bekommen und der nun für uns reserviert bleibt, auch wenn wir jetzt zuerst nochmals ausfahren.
Die fantastische Strecke dem See entlang bis ganz hinten bei den Gletschern in Mount Cook Village wollen wir nochmals fahren, nochmals gesehen haben, denn noch ist das Wetter schön, obwohl gegenteilige Prognosen angesagt sind.
Noch leuchtet ein grosses Lavendelfeld in der Sonne, aber der Besuch soll warten, bis wir zurückkommen.
Vom Peters Lookout gibt es noch Fotos des majestätischen Aoraki unter blauem Himmel, aber es beginnen sich Wolken über die Berge zu schieben und hinten bei den Gletschern, die fast bis ins Tal reichen, fehlt bereits das Licht und der Glanz der Sonne. Man befindet sich hier auf 750 Metern. Im Informationszentrum des Nationalparks gibt es wieder einmal einen schönen Cappucino. In der Zwischenzeit hat der Aoraki einen Hut aus Wolken bekommen. Man kann nun gerade zuschauen, wie sich dieser Hut zu einer Kappe verformt, die sich um den Gipfel legt, so dass der Aoraki seinem Namen alle Ehre macht. Der Mt. Cook wird wieder vermehrt mit seinem ursprünglichen Maorischen Namen benannt und Aoraki heisst der Wolkendurchstosser…
Der Wolkendeckel schliesst sich auch zusehends über dem Tal und bis wir beim Lavendelfeld zurück sind, leuchtet schon nichts mehr. Sie haben einen Parkplatz zurechtgemacht, der rege benützt wird und es ist offensichtlich, dass man dazu eingeladen wird, zwischen den Lavendelreihen zu lustwandeln und den betörenden Duft einzusaugen. Ein Sessel inmitten dieses violetten Meers verleitet dazu, mit dem Handystock ein Selfie zu machen. Am fahrbaren Kiosk verkaufen sie Eiscrème mit Lavendelgeschmack und neben Schäfchen mit lila Halsschleifen auch alles Erdenkliche was nach Lavendel duften kann oder auch nicht.
Bevor wir wieder nach Twizel hineinfahren, müssen wir noch einen Stopp beim Flugplatz machen, es steht nämlich ein schön roter Doppeldecker dort, wo sie ab 99$ Rundflüge anbieten. Aber wir wollen nur schauen und ein Föteli aus der Nähe haben. Der Pilot hat gerade Feierabend und wir werden herzlich begrüsst und natürlich wird gerade ein bisschen gefachsimpelt. René darf sogar auf die Tragfläche klettern, um in die Fahrgastkabine zu schauen, wo zwei Passagiere Platz hätten. Ich schwärme von den schönen Wolkengebilden, die sich heute Nachmittag über dem Aoraki entwickelt haben und der Pilot erklärt mir genau, wie es zu diesem Schauspiel kommt, weil der Wind eben in einem bestimmten Winkel auf die Berge bläst und so dieser Deckel entstehen kann, wo es am einen Ort regnet und ein Stück weiter die Sonne scheint.
Nach dem Nachtessen bleibt uns noch Zeit, den nahen Lake Ruataniwha zu erkunden. Wir sind nämlich in einem richtig schönen Ferien- und Erholungsgebiet gelandet, ein Paradies für Kinder und auch Fischer und nicht zuletzt Regattaruderer. Eigentlich ist es ein Stausee, der zu den vereinigten Kraftwerken der Seen Tekapo, Pukaki, Ohau und Benmore gehört. Der in zwei Arme unterteilte See wird auf unserer Seite wohl fast vom riesigen Campingplatz beschlagnahmt, oder man fährt hierher, wo man im Wald picknicken kann, die Kinder sich auf dem Spielplatz vergnügen oder baden können. Ein paar Meter durch den Wald kommt man an den zweiten Arm, wo eben die Sonne ihre letzten goldenen Strahlen noch in ein ruhiges Gewässer wirft, das wie am Rotsee mit einem Netz von roten und gelben Kugeln ausgelegt ist und wir eben noch ein paar Ruderern beim Training für eine Regatta zuschauen können.
Es wird immer später dunkel, je weiter wir in den Süden kommen und bis wir ins Bett gehen, sind bereits wieder alle Wolken verschwunden und der Himmel hat wiederum Platz für ein Sternenmeer, aber leider sind uns heute die Kirschbaumblätter im Weg.

 

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