Das letzte Mal sind wir in Dunedin auf der Peninsula bis zum nördlichsten Zipfel zu der Albatross-Kolonie gefahren und haben Seelöwen von ganz nah gesehen. Dort oben ist die enge Einfahrt in den Otago Harbour und René möchte diesmal auf der gegenüberliegenden Festlandseite bis Aramoana fahren.
Wir sind wieder froh um unsere Lady, sie weiss den Weg durchs Stadtgewühl und schon bald geht unsere Strasse hart dem Wasser entlang durch vorstädtische Villenquartiere und von weitem sieht man ein komisches Gebilde in der Ferne alles überragen. Eine riesige Windturbine oder was? Beim Näherkommen entpuppt es sich als der immense Hafenkran von Port Chalmers. Die vielen andern kleinen Kräne dort am Pier verblassen daneben gerade.
Bis hierher gibt es auch eine Zugverbindung, von der das Gleis manchmal über einen Damm eine Bucht abkürzt, während die Strasse nah am Ufer entlang führt. Etwas ausserhalb des Örtchens, wo man das Auto neben der Strasse abstellen kann, halten wir an und haben nun Gänse, Wasservögel und badende Möwen, die in einem Bach planschen, auf den Fotos, nur der grosse Hafenkran ist hier gerade aus der Sicht verschwunden. Das Strässchen ist nur noch eng und vom Strassenrand bis zum Wasser bleibt vielleicht ein Meter. Man kann auch nirgends gut anhalten und dort wo, die Strasse endet, ist ein Parkplatz, auf dem man dann wenden kann. Wir sind nun direkt gegenüber der Albatross-Kolonie und dem Leuchtturm, der den nördlichsten Teil der Peninsula markiert. Hier ist auch die Einfahrt zum grossen Otago Naturhafen, der bis Dunedin reicht. In der Ferne steuert gerade ein Containerschiff auf diese Stelle zu. Von unserem Parkplatz aus geht noch ein Strässchen etwas weiter bis zu einem Sandstrand wo gebadet werden kann und der Strand fast nur aus langen, spitzen Meerschneckenhäuschen besteht und noch weiter, heisst es auf eigene Verantwortung, einem alten, zerfallenen Jetty entlang, mit vergammeltem Holz und noch vergammelteren, eisernen, halbmeterlangen Schrauben, welche bizarr bis auf die Form von spitzen Nägeln abgerostet sind. Ganz vorn, wo der Weg, auf dem Damm endet, ist es weiss von Möwen und je näher wir kommen, desto besser kann man zwischen ihnen auf den Felsen auch Robben herumkraxeln sehen. Einer kommt sogar bis auf den Weg herauf, wo eine Stange mit einem Signal für die Schiffe den äussersten Punkt und die Hafeneinfahrt markiert und er posiert dort richtig für ein Foto. Der absolute Player allerdings liegt ein bisschen vom Ufer weg auf dem Rücken im hellblauen Wasser, beide Flossen behaglich auf dem Bauch verschränkt und lässt sich die längste Zeit so unbeweglich von den Wellen treiben.
Auf der andern Seite fährt inzwischen das grosse Containerschiff langsam neben uns vorbei und verschwindet bald hinter der Düne des einen Badestrandes.
Wir rechnen uns aus, dass es wohl bei dem grossen Kran ankommen wird, bis wir auf dem engen Strässchen wieder zurück in Port Chalmers sind. Jetzt sitze ich auf der Seite, wo das Wasser ist und ich muss tatsächlich manchmal die Augen zusammenkneifen, weil ich bis jetzt die Breite unseres Autos immer noch nicht richtig einschätzen kann. Zum Glück hat es René im Griff!
Im Hafengebiet einen guten Blick auf das Geschehen zu finden, ist wegen der vielen Zäune und Container- und Holzstapel noch schwierig, aber es ist schon spannend, zuzusehen, wie drei winzige Boote diesen Riesen in den kleinen Platz unter dem Kran buxieren, wo er dann entladen werden kann.
Unsere Weiterfahrt geht von hier zuerst wieder steil hinauf, zuerst auf einen Aussichtspunkt, wo man das ganze Geschehen im Hafen noch von oben überblicken kann und dann auf einem kurvenreichen Kretenhighway hinüber bis wir wieder unten am Meer auf den SH 1 treffen. Auf dieser Seite der Hügel haben sich dunkle Wolken formiert, aber irgendwie können sie einem keinen Eindruck machen. Wie schon viele andere Male, ist in ein, zwei Stunden alles wieder verpufft und bis wir bei den Moeraki Boulders ankommen, ist bereits wieder blauer Himmel am Siegen.
Ein Besuch dieser Riesenkugeln steht zwar auf dem Programm, aber die gleiche Idee haben mir heute ein bisschen zu viele Leute. Es sind inzwischen nicht nur Asiaten, welche man mit den Selfiestangen an ihren Handys sieht und dann mit auf die Fotos bekommt. Alle wollen sich mit den Steinen auf dem Bild haben, aber ich möchte eigentlich lieber diese Wunderkugeln ohne Zubehör. Schon gar nicht mit diesen zwei Tussis, von welchen eine im knappsten Bikinihöschen auf ihre Kollegin wartet, bis sie fertig etwas in den Sand geschrieben hat und dann mit ihr zusammen mit ihrem Picknikkorb davonläuft. Zwei halbleere Petflaschen stehen verlassen auf der Kugel, während die Wellen langsam die Flip-Flops der Tussi vom Stein weg ins Meer hinaustragen. Ausserdem ist die Flut am Hereinkommen und viele dieser Riesenbälle werden fast vom Wasser überspült.
Auch der Spaziergang durch den Wald oben in den Klippen, wo man einen Überblick über alles hätte, hilft nicht, die Stimmung zu verbessern. Da gibt‘s nur eins: einen Cappuccino und/oder ein Tip-Top in der unvermeidlichen Beiz, die natürlich hier ihr ‚kärgliches‘ Dasein fristet, denn bevor es hinunter an den Kugelstrand geht, ist ein Kässeli aufgestellt, wo man bitte zwei Dollar einwerfen soll, um das Wunder zu sehen. Ich habe allerdings während der ganzen Kaffeepause keinen einzigen Dummkopf gesehen, der das gemacht hat.
Wir gehen lieber bald auf die Suche nach dem KIWI-Holidaypark, bei dem wir gestern noch per Internet einen Platz mit Stromanschluss reserviert haben. Er nennt sich Moeraki Boulders Holidaypark und liegt, wie wir erstaunt feststellen, ganz am Ende in derselben Bucht wie die Boulders.
Begrüsst werden wir an der Rezeption auf Baseldeutsch von Alex, der schon seit sieben Jahren diesen Campground führt.
Das Gelände liegt an einem Fluss, der fast vergeblich versucht, ins Meer zu gelangen. Wie so oft, wird dem Süsswasser der Zugang durch eine breite Sandbank verwehrt, welche nur einem kleinen Wässerchen gestattet, den zurückgestauten kleinen See zu entleeren. Dafür kann man dort umso besser baden, wenn man die Wellen des Pazifiks und das Geschlämp der Lederalgen auf dem steinigen Strand nicht so liebt. Wir begnügen uns mit einer Klippeninspektionstour. Es herrscht eben gerade Flut und wir müssen über diverse Steine klettern, denn viel Platz lässt uns das Wasser heute nicht. Wir beschliessen, morgen früh dafür in der andern Richtung, wo die Boulders sind, der Sonne, die dort aus dem Meer aufsteigen sollte, guten Tag zu sagen.
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