Die weiten Ebenen mit ihren manchmal fast kilometerlangen Bewässerungsarmen und Wasserwerfer in verschiedenen Variationen beherrschen heute wieder das Bild. Die Bauern scheinen etwas reicher zu sein, denn manchmal sieht man etwas mehrbessere Herrenhäuser als Landwirtschaftssitze, sofern sie sich nicht sowieso hinter Tannengruppen oder fünf Meter hohen Lebhaghecken oder am Ende langer Baumalleen verbergen.
In der Ferne rahmen die Berge langsam wieder diese Ebenen ein und begrenzen sie.
Es ist heute seit früh morgens schönes Wetter. Wir sind die 100 km schon gefahren und in Rakaia angekommen. Wir haben uns vorgenommen, wieder im selben Campground abzusteigen, wo wir auch vor 6 Jahren waren. Eine grosse Auswahl haben wir eigentlich nicht, ohne weitere sechzig bis hundert Kilometer zu fahren. Auschecken in Timaru war um zehn Uhr und jetzt ist erst zwölf. Hier haben sie gerade Mittagsrast und an der Rezeption ist niemand. Also schliessen wir unser Vorhaben für heute Nachmittag gleich an. René hat gesehen, dass man auf einer Teerstrasse bis zum Meer fahren kann, das sind aber 20 Kilometer geradeaus und topfeben, links und rechts Wiesen, Getreide, Schafe und bewirtschaftete Äcker.
Die Mündung des Rakaia Rivers ist unendlich weit und der Meeresstrand so steinig, dass man kaum gehen kann. Keine Menschenseele verirrt sich normalerweise hierher, ausser einer Gruppe von passionierten Fischern, welche sich hier in einer Siedlung aus Bungalows wohl ihre Alters- oder vielleicht Wochenend-Residenzen eingerichtet haben. Am Wasser treffen wir zuerst eine Familie von Kormoranen, die neugierig schauen, dass wir ihnen nicht zu nahe kommen. Mühsam kämpfen wir uns über die Kieselsteinwüste bis zur Lagune durch, denn es scheint, dass sich der grosse Rakaia River auch nicht einfach ungehindert ins Meer ergiessen darf und sein Wasser wohl ebenfalls zuerst von einer Sandbank gefiltert wird. Es ist nun sichtlich hellblauer und sein Spiegel auch höher als das Meer. Auf der Landseite ist es hier überall sumpfig und eigentlich leben hier viele Wasservögel. Wahrscheinlich kommen nur Fischer hierher, aber man muss sich nerven, denn überall trifft man auf Gerümpel und hat fast Mühe, ein Bild einer heilen Naturwelt zu schiessen, ohne dass nicht eine schwimmende Styroporplatte, ein leerer Plastikkanister oder eine Coladose mit auf dem Bild ist. Aber man fährt sein schnelles Boot hier heraus und kurvt mit heulendem Motor im trükisfarbenen Wasser und lässt dabei Schwärme von Wasservögeln auffliegen, um seiner Sumawuscha Eindruck zu machen.
Nach diesen 2 Stunden bin ich total müde und habe keine Lust mehr, weitere Erkundungen zu machen, ich habe noch die Erinnerungen an einen Oldtimer, den wir in Rakaia bei der alten Post gesehen haben und an fettige Fish‘n Chips und auch, wie es unter der grossen und längsten Brücke Neuseelands aussieht.
Wir haben auch hier wieder, wie letztes Mal einen Platz am hohen Tannenhag bekommen, welcher uns schönen Schatten spendet und man ein verdientes Nickerchen machen kann. Es ist so eine Tannenhecke, wo die Bäume kaum einen Meter auseinander gepflanzt sind und jeweils diese hohen Weideabschrankungen oder Grenzen bilden. Ich habe allerdings nicht mehr in Erinnerung, dass man hier die Strasse so gut hört und die grossen Lastwagen auf der Brücke ein regelrechtes Donnern verursachen.
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