18-01-12 Arrowtown-Mossburn

Bis gestern Abend war es immer noch bedeckt, aber in der Nacht haben wir doch noch Sterne gesehen und heute scheint sogar die Sonne zwischen den Wolken.
Sollen wir diesmal den Doubtfulsound besuchen, diesen wunderbaren Fjord, wo man Robben, Pinguine und sogar Wale sehen könnte? Ein siebenstündiger Ausflug scheint uns aber ein bisschen viel, vor allem, weil es in diesem Fjordland eigentlich immer regnet. Also könnten wir nun direkt südlich fahren und diesmal Te Anau auslassen. Darum beschliessen wir, einmal bis Mossburn zu kommen und es dort auf gut Glück in jenem Campingplatz zu versuchen.
Bis wir abnabeln ist der Himmel schon recht blau und hoffentlich bekommen die Bilder heute wenigstens nicht so einen Blaustich.
Die neue Lady ist komisch, sie will uns nach Mossburn immer auf einen riesigen Umweg schicken. Also versuchen wir es halt konventionell auf eigene Faust. René hat nämlich gestern in Frankton, als wir zu Britz fuhren, die Abzweigung nach Invercargill gesehen. Wir müssen dafür allerdings mit kleinen Behinderungen durch eine riesige Baustelle fahren, wo eine neue Zufahrtsbrücke zu Queenstown erstellt wird und jetzt wird uns klar, dass diese Strecke für das Navi als gesperrt gilt.

Arrowtown-Mossburn

 

Die Remarkablen, eine wirklich bemerkenswerte Gebirgskette vor Queenstown, die ich noch nie in ihrer vollen Grösse gesehen habe, versteckt ihre Häupter auch heute in Wolken und Nebel. Dann führt die Strasse alles dem Lake Wakatipu, diesem pulsierenden See entlang Richtung Süden, während der Himmel immer blauer wird und die Temperatur zu steigen beginnt.
Alle Gebirgszüge hier in dieser Gegend um Queenstown sind felsig, steil und bizarr wie die Remarkablen und sie erinnern mich gar an die Formationen der Tschingellochtighörner im Berner Oberland. Man frönt hier ja auch den Extremsportarten wie Bungy Jumping von hohen Brücken oder Plattformen und Canyon Swings, wo man mit Tyroliennes hoch über Schluchten saust.
Bei einem Halt, wo man nun schön über den See nach Queenstown zurück sieht, nimmt sich René die Lady vor und will wenigstens die Sprache einstellen, aber er erwischt anstatt den Setup- den Reset-Knopf und nun ist alles weg. Bin ich froh, dass mir das nicht passiert ist, denn ich habe gestern auch mal nach den Einstellungen gesucht und bei diesem Reset-Knopf gezögert. Alles mit unseren persönlichen Kundendaten, inklusive zusätzlich bezahlten Internet-Gigas ist nicht mehr auffindbar.
Noch ist Queenstown in Sichtwiete, also wenden wir und fahren nochmals zu Britz und die richten es uns wieder. Diesmal schauen wir genau zu, wo sie die Sprache einstellen und auch, dass uns die Lady den kürzesten Weg und nicht den schnellsten anzeigen sollte. Nur für den Wifi Hotspot haben wir jetzt wieder ein neues Passwort.
Also zum zweiten Mal wieder dem See entlang. Die Remarkablen lassen wir umwölkt hinter uns, während der Himmel immer blauer wird, je weiter wir südwärts kommen. Die Strasse ist hier wieder mit totgefahrenen Tieren gepflastert. Ob es Eichhörnchen, Possums, Igel oder vielleicht Hasen waren, ist nicht mehr zu erkennen. Gegenwartsfossilien seien das, haben wir einmal in Wellington in einem Museum erfahren. Das Leichengift weiche den Asphalt auf und die Überreste werden plattgewalzt, fossilartig konserviert.
In Kingston, am Ende des Sees wollen wir nur schauen, wann der Kingston-Flyer fährt, dieser schöne Nostalgiezug der etwa 15 Kilometer bis Fairlight verkehrt. Obwohl der Fahrplan noch immer am hübschen Bahnhöflein angeschlagen ist, wird kein Zug fahren, das Areal steht zum Verkauf ausgeschrieben. Traurig steht die Lock unter freiem Himmel beim Wassertank hinter einem Zaun und über die Schienen ist bereits Unkraut gewachsen. Drüben beim Jetty stehen ein paar Güterwagen und immerhin unter einem Wellblechdach vier von den alten Erstklasswagen, alles bereits voller Spinnweben. Alles ist so traurig und jammerschade. Wir haben uns noch so ergötzt an dem Schild, welches über dem Postbriefkasten angebracht war, dass man für Briefe, die hier eingeworfen werden, einen Penny mehr frankieren muss. Das Eine davon ist bereits geklaut worden und das macht einen noch wütend. Um diese Wunden zu lecken, gibt‘s im Café vorn an der Strasse eine Glacé. Mit der Nummer 14 in der Hand für meinen Capuccino, wollen wir uns auf der Terrasse unter einen Sonnenschirm setzen, müssen aber zuerst das Geschirr, das noch nicht abgeräumt worden ist, zusammenstellen. Bald bringt ein junger Bursche auch meinen Kaffee, den er zur Nummer 14 bringen muss. Freundlich stellt er ihn hin und will gerade wieder gehen. ‚Nimms Gschirr grad mit‘ entfährt es mir ungewollt und wohl an meinem Ton hat er gemerkt, dass es ihm galt. Ein Blick aufs Geschirr und er gehorcht. Obwohl etwa sieben Leute in diesem Café herumwuseln, wird das Geschirr auf zwei andern Tischen ebenfalls nicht abgeräumt und als wir demonstrativ das unsere am Schluss bei der Theke in ein dort liegendes Tablett stellen, ist es immer noch dort, bis wir vom WC zurückkehren. Gross an der Tür angeschlagen ist aber die positive Bewertung von Trip Advisor. Eigentlich hätten wir einen Grund, dort einmal einen ‚Daumen nach unten‘ anzubringen. Aber vielleicht ist es nur unsere Enttäuschung über den vergammelnden Kingstonflyer, die so negative Gefühle in uns ausgelöst hat.
Langsam kommen wir aus den Bergen und Hügeln heraus, es wird ebener und die Strasse führt kilometerweit geradeaus über flachere Hügelchen und Erhöhungen immer auf und ab. Jetzt kommen die Hirschfarmen, unter anderem das Wahrzeichen für Mossburn. Im Country Park können wir uns einen Platz auf einem weiten Areal aussuchen und stellen unser Auto unter eine grosse Tanne, mit rückwärtiger Aussicht auf ein grosses, blühendes Kleefeld, über welches viele weisse Schmetterlinge tanzen. Zum Camp gehören hier eine weisse Geiss und ein paar Alpacas, für welche man gratis Futter an der Rezeption bekommen könnte und im benachbarten Gehege weiden die Schafe, die mich aber genauestens beobachten, dabei wollte ich mal ein Bild von diesen weissen Rücken im Gras machen, deren Kopf sonst nie zu sehen ist, weil sie immer am Fressen sind.

 

zum vorherigen Tag Zurück zur Karte zum nächsten Tag