Der Tag ist auch heute wieder vielversprechend, blauer Himmel und eitel Sonnenschein. Ob unserem Frust und Zeitverlust gestern wegen der ausgebuchten Plätze, haben wir es dann auch unterlassen, den Ausflug ans nahe Cape Foulewind zu unternehmen, dort wo die Sealcolony ist. Das ist also heute unser erstes Ziel. Es ist nur 6 km von Carters Beach entfernt und wir folgen auch dem erstbesten Wegweiser, welcher uns zum Parkplatz beim Leuchtturm führt. Leuchtturm tönt für mich immer gut und wir erkennen auch den Parkplatz wieder, weil dort letztes Mal ein Weka herumhuschte und ich Angst hatte, dass wir es beim Wegfahren überfahren könnten. Aber ich glaube, dass wir dort wegen des schlechten Wetters höchstens bis zum Leuchtturm gegangen sind. Ich würde mich sicher an diesen wunderbaren Weg bis zur Seehundkolonie erinnern, welcher über drei Kilometer alles über die Klippen führt, wo man eine herrliche Aussicht über die Bay und die ganze Ebene hinter dem Cape Foulewind bis zu den 12 km entfernten Bergen und auch hinüber bis zur Tauranga Bay hat.
Ich bin mir sicher, dass wir letztes Mal von jener Seite zur Seehundkolonie gelangt sind und den Leuchtturm höchstens noch zum Dessert besucht haben. Jetzt haben wir dafür wieder etwas noch nicht Gehabtes zu entdecken und erst noch bei viel schönerem Wetter. Auf der Klippe unmittelbar vor dem Aussichtspunkt, wo man den Seehunden zuschauen kann, hat es nun ebenfalls einen solchen Wegweiser gegeben, der die Distanzen zu allen möglichen Destinationen anzeigt. Zürich ist mit 18’539 km auch dabei. Was aber seit dem letzten Mal immer noch gleich ist und auch die Erinnerung daran ist gleich wieder da: sie stinken noch immer, diese Seehunde, die gerade wieder ihre Jungen aufziehen und deren Geplärr oder Gejammer man im Moment von hier oben vernehmen kann. Im Allgemeinen liegen die meisten aber faul in der Sonne herum und nur zwei oder drei verweilen sich im Wasser zwischen diesen langen Fransen des Ledertangs, welche durch die Wellen zwischen den grossen Felsen hin und her getrieben werden.
Mit einem kleinen, ungewollten Abstecher hinüber zur Tauranga Bay, gelangen wir auf die ziemlich schnurgerade Wilsons Lead Road, welche uns vom Cape Foulewind wieder auf den State Highway Nr. 6 bringt, welchem wir nun Richtung Süden bis nach Greymouth folgen müssen. Sobald dieser wieder dem Meer entlang führt, beginnt auf der Landseite der Paparoa Nationalpark. Weite Gebiete sind überwachsen mit Manuka, der einen weissen Schleier seiner feinen Blüten über dieses Buschland ausbreitet. Dann nähern sich auch die bewaldeten Flanken der Paparoa Ranges wieder der Küste und ihr Grün vermischt sich langsam mit dem Rot der nun zögerlich zu blühen beginnenden Rata. Ihre Berge sind alle über 1’000 Meter hoch und immer wieder fallen Flanken steil gegen das Meer ab, wo manchmal riesige heruntergestürzte Felsbrocken die Brandung des Meeres dämpfen und wo die Strasse hoch ansteigt und dann wieder bis ans Meer hinunter führt. Bluffs heissen sie und gegen Greymouth hin werden sie nach der Entfernung zur Stadt mit Meilen benannt, wie zum Beispiel Seventeen Mile Bluff, Fourteen Mile Bluff etc.
Wir halten wieder einmal an einem Parkplatz, wo eine alte Brücke über den Fox River zwecks Erhalt wieder in Stand gesetzt wird. Ein Anziehungspunkt für Fotosujet für René. Mich interessiert aber eher der Bluff und seine bizarren Felsen im Meer, welche halb oder ganz unterhöhlt, von der Brandung umspült werden. Ich lasse mich sogar dazu hinreissen und wate durch den ganzen Fox River, um auf die andere Seite zu kommen. Dafür erlebe ich wieder einmal ein Höhlenwunder. Dieser grosse mächtige Felsen, fast ein Berg, ist richtig ausgehöhlt und seine riesige Höhle, eher eine Halle, hat gleich drei Aus- oder Eingänge, einen vierten vermute ich, den ich aber nicht erforschen kann, weil ich die Taschenlampe nicht bei mir habe.
Wir fahren weiter und müssen etwas später nochmals anhalten, weil hinten etwas gescheppert hat. René hat vergessen, seine Kamera wieder in den Microwellenofen zu versorgen. Dort ist sie nämlich am sichersten Ort verstaut. Zum Glück war es aber nur die Kameratasche, der Fortoapparat liegt noch schön auf der gepolsterten Bank. Ich gehe derweil nachschauen, was man an diesem Lookout sehen kann und entdecke, dass hier die blauen Pinguine vorbeikommen könnten, weswegen man einen schützenden Zaun gegen die Strasse angebracht hat. Die Pinguine kommen aber eigentlich nur in der Nacht an Land, aber die Bucht ist trotzdem interessant, um auf Entdeckungstour zu gehen. Wir finden jedenfalls auch hier viele, lohnende Sujets, wie diese langen Fransen des Ledertangs, welche im Moment gerade ziemlich auf dem Trockenen liegen, weil eben Ebbe ist und das Wasser erst gerade wieder dran ist, die Bucht von neuem aufzufüllen. So kann man nun gut sehen, wie die Saugnäpfe dieses Tangs an die Felsen geklebt sind, von wo sie ihre langen Wedel dann vom Wasser hin und her spülen lassen. Viele der umliegenden Felsen sind auch über und über mit Muscheln bewachsen. Über und über im wahrsten Sinn des Wortes. Auf jeder Muschel selber wachsen weitere Muscheln einer andern Art. Also einmal mehr ein Strand, wieder mit Neuem und noch nicht Gesehenem und ich finde es immer noch aufregend.
Aufregender jedenfalls als jeder Rundgang in irgendeinem Laden, den wir nun in Greymouth zuerst noch besuchen, um zu bunkern von wegen Brot und Eiern etc. um das leibliche Wohl zu befriedigen.
Ein gutes Gefühl, zu wissen, dass der Platz dort im Top10 für uns reserviert ist. Wir sind letztes Mal auch hier gewesen, aber ich habe keine Erinnerung mehr daran. Erst als wir an den Strand wollen, wo man durch den Rasen kommt, der für die Zelte vorgesehen ist, klingelt es bei uns beiden gleichzeitig. Hier haben wir ja jenes Holländische Paar zum dritten Mal angetroffen. Sie waren mit dem Velo unterwegs und in Tairua, etwa auf der Höhe von Auckland auf der Nordinsel, haben sie bei grösstem Regenwetter das erste Mal das Zelt neben uns aufgeschlagen.
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