17-12-20 Okiwi Bay-Nelson

Ich hätte doch gestern im i-Site in Blenheim ein Goodbye-Sandfly mitnehmen sollen. Ich hätte nicht gedacht, dass einen diese Viecher schon am ersten Ort auf der Südinsel überfallen. Da heisst es, auf Neuseeland gäbe es keine giftigen Tiere, wie Schlangen oder Skorpione etc., aber die haben die Sandfliegen nicht bedacht, vielleicht weil sie so klein sind. Es sind winzige Fliegelchen, kleiner als die Fruchtfliegen und sie stechen. Es gibt Pusteln, fast wie von Bremsen. Wehe, man lässt diese nicht absolut in Ruhe, dann beisst es zum Verrücktwerden und man kratzt sich wund. Ich habe Fenipic mit dabei, das hilft vorübergehend, aber in der Nacht, wenn das Leintuch ein bisschen darüberstreicht, beginnt es wieder und das dauert drei bis vier Tage.
Ich habe gestern Antibrumm eingesprayt, aber trotzdem habe ich vier Stiche, bei den Zehen, am Ellbogen und auf dem Handrücken, überall, wo es sowieso nur dünne Haut hat. Die Stelle am Handrücken ist in der Zwischenzeit allerdings bereits etwas angeschwollen und ich kann das Kratzen nicht lassen.

Okiwi Bay-Nelson

 

Wir verlassen diese wirklich abgeschiedene Bay, die ringsum von mehreren 800 bis über 1000 Meter hohen Bergen, die nur einen engen Zugang vom Meer her zulassen, eingerahmt ist. Wir müssen also wieder zurück über diese enge, kurvenreiche Passstrasse, wo in der Höhe noch der Kanuka blüht und grosse Farnbäume das Bild des Waldes bereichern.
Die Nr. 6 ist nun wieder breiter, aber sie führt auch über viele bewaldete Höhen bis wir kurz vor Nelson hinunter an die Tasman Bay kommen. Die Chauffeure der vielen Lastwagen, die hier verkehren, müssen das Kurvenfahren beherrschen. Es wird auch überall viel gebaut und wir kommen an einer Baustelle vorbei, wo ganze Berge versetzt werden, um eine neue Linienführung der Strasse zu erreichen.
In Nelson müssen wir wieder einmal in die Stadt. Die ersten 500 Dollar, die wir bisher als Bargeld bezogen haben, gehen zur Neige. Man kommt hier in Neuseeland überhaupt ganz gut fast ohne Bargeld aus. Man könnte sogar die TipTop für nicht einmal 5 Dollar mit der Karte bezahlen. Während des Schlenderns durch die Stadt entschliessen wir uns spontan, hier in Nelson zu bleiben und suchen den Top10, der diesmal eben nicht am Wasser liegt.
Trotzdem wollen wir den flachen Strand von Nelson auch gesehen haben und ich frage den Rezeptionisten nach dem Weg, welchen er mir auf der Autostrasse entlang weist. Wir möchten aber zu Fuss gehen, denn einmal am Nuggi, wollen wir den Camper nicht schon wieder abnabeln. Fast perplex schaut er mich an und meint, das wären aber schon dreiviertel Stunden und er zeichnet mir einen Weg nicht ganz der Hauptstrasse entlang auf einem Stadtplan ein.
Wir müssen dabei einen Hügel erklimmen, welcher eben die ganze Sicht aufs Meer von der Stadt her verhindert. Dafür haben die oberen Zehntausend von ihren Villen aus unverbaubare Aussicht aufs Meer, den Hafen und auf die andere Seite auf die Stadt mit dem Fussvolk. Wir getrauen uns aber trotzdem vom einen oder anderen Garagenplatz aus ein Bild vom Meer zu erhaschen und können auf der dem Meer abgewandten Seite zuschauen, wie sich immer düsterere Wolken über dem Landesinneren zusammenbrauen.
Unten führt die Nr.6 mit ihrem Verkehr hart am Meer entlang und ich erinnere mich noch an diesen Abschnitt mit dem Kettengeländer, den wir am Waitangi-Day 2012 gefahren sind, als wir von Rabbit-Island her hier durchkamen. Also einmal keine Strand-Trouvaillen, aber wir müssen ja schauen, dass wir den Heimweg von dieser Seite her über den Hügel wieder finden und wir schaffen es trockenen Fusses, denn die Drohungen am Himmel waren nur leere Versprechungen.
Dafür muss man nun kein schlechtes Gewissen haben, wenn man zu Hause, die Füsse hochlagernd, noch weiter an den Memoiren schreibt.

 

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