18-01-13 Mossburn-Te Anau

Was für eine Sternen-Nacht! So grosse und so viele, weil weit und breit keine störenden Lichtquellen sind, nicht einmal der Mond. Der Himmel wird schon bald wieder blasser, als sich auch seine schmale, orange Sichel, aus welcher man ein Z wie abnehmend schreiben kann, über die Fichtenallee drüben, jenseits des grossen Kleefeldes hinter unserm ‚Haus‘, am Highway schiebt.
Um halb sieben blinzeln dann auch die ersten Sonnenstrahlen zuerst von weit drüben durch das Geäst dieser Tannen direkt in unser Schlafzimmer, denn wir haben den Camper so ausgerichtet, dass für uns diese Nacht- und Morgenvorstellung im Preis von 32 NZ$ für den Platz inbegriffen ist.

Mossburn - Te Anau

 

Das Wetter sollte für die nächsten drei Tage richtig schön werden. Te Anau und nur stellenweise bewölkt, das provoziert ja geradezu. Wer den Milfordsound bei schönem Wetter zu sehen bekommt, ist ein Glückspilz. 7 Meter Niederschlag haben sie in diesen Fjordgegenden im Jahr und wir hatten dieses Glück das erste Mal, als wir auf diesem Ausflug auch viele Seehunde sahen. Das letzte Mal waren wir auch in Te Anau, aber da war ich nicht fit und dieses Jahr bei diesem regnerischen Wetter seit Wanaka haben wir gestern beschlossen, Richtung Süden weiter zu fahren, deshalb unsere Station in Mossburn, wo wir vor dem Schlafengehen nur noch schnell die Wettervorhersage für die nächsten Tage anschauen wollten.
Wir haben gestern auch vorsondiert, wie lange wir nun noch auf der Südinsel unterwegs sein können und für wann wir die Fähre wieder buchen müssen. Es sind zwei Reserve-Tage eingeplant, die wir nun für einen Ausflug in den Doubtful Sound nutzen könnten. Im Top10 in Te Anau bekommen wir einen Platz für zwei Nächte und auch die 7-stündige Reise mit Bus und Schiff können wir noch vor dem Frühstück im Internet buchen und können nun der Lady unser heutiges Ziel eingeben.
Der Campingplatz liegt etwas ausserhalb vor Mossburn, wir haben also den Ort selber gestern noch nicht gesehen. Ich erinnere mich aber noch an den kapitalen Hirsch beim Kriegsdenkmal. Hier sei die Deer Capital, also Hirsch-Hauptstadt und auf dem nahen Berg fielen uns die vielen Windräder auf. Wir machen also bereits im Dorf unseren ersten Stopp, vor allem auch, weil wir vergessen haben, die Windschutzscheibe zu putzen und bei diesem schönen Wetter hoffe ich doch ein paar Föteli aus dem Auto machen zu können.
Sie haben nun Informationen über ihre Windfarm für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht und auf Infotafeln kann man alles über ihre 29 Windturbinen erfahren. Auf einem kleinen Hügel ganz in der Nähe gibt es einen speziellen Windfarm-Lookout, der beste Platz zum Fötelen – gleich beim Friedhof, wo man für seine letzte Ruhe auch die beste Aussicht findet.
Es sind etwa 60 Kilometer bis Te Anau und der SH 94 führt uns durch immer malerischere Gegenden. Einmal endlich sind es viele Schafe, so richtig das Neuseeländische Markenzeichen, dann werden die Hügel wieder höher und der Red Tussok mit seinen typischen Grasbüscheln lässt ihre Flanken golden genoppt im heutigen Sonnenschein glänzen.
Ein etwas anderer Lookout entführt uns in die Vergangenheit. In diesem kargen Gebiet hat seit Jahrtausenden eine Vegetation überlebt, welches einem eine Ahnung gibt, wie es vor acht- bis zehntausend Jahren nach der Eiszeit ausgesehen haben mag. Niedrige, langsam wachsende Gebüsche, von denen die ältesten mehrere hundert Jahre alt sein können und stachlige Gewächse sehen aus, wie kleine, schwimmende Inseln in einem Meer aus dürr aussehendem Moos, welches den ganzen Boden überzieht und seltene, endemische Insekten beherbergt und ausserdem gegen Unkraut schützt. Es ist also ein Naturschutzgebiet, wo man auf einem kurzen Pfad zu einem leicht erhöhten Aussichtspunkt kommt und auf Infotafeln all dies Wissenswerte und noch viel mehr erfahren könnte, so man besser Englisch verstehen würde. Und auch hier gibt es ein stilles Örtchen, zwar nur ein blechernes Elementbauteil, mit einem Plumpsklo aber es ist sauber und stinkt dank seinem Abluftkamin mit sich im Wind drehenden Ventilator nicht. Doch ein kleines Schild mit dem bittenden Klosett, es doch nicht mit Abfall zu füttern, war wohl nötig. Jedes Mal wenn ich solch ein einsames WC sehe, denke ich an unsere Schweiz, die einem in dieser Beziehung nicht sehr entgegenkommt, was mich auch schon manches Mal in arge Bedrängnis geführt hat.
Schon sind wir in Te Anau angekommen, wo wir unseren Platz in einem ruhigen Ecklein des Parks bekommen. Nur geht die Aussicht für heute Nacht an eine hohe, grüne Hecke, wo die Sterne kaum durchzuscheinen vermögen.

 

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