Wir wollen heute weiter nach Norden, vielleicht bis zum Spit, dem nördlichsten Punkt der Südinsel. Zuerst kommt man aber hier um Nelson herum den grossen Inlets entlang, wo man nicht recht weiss, ob Ebbe ist oder ob da überhaupt Wasser reinkommt oder nur bei sehr hoher Flut. Im Moment ist nichts da, als eine weite, sandige und wie es aussieht, sumpfige Ebene. Lange Sandbänke schliessen diese Inlets manchmal fast gänzlich gegen das Meer hin ab und wenn es Wasser drin hat, liegt dieses ruhig und spiegelblank da. Manchmal wachsen kleine Inselchen, aber hier sind es nicht Mangroven oder Schilf, sondern salzresistente Pflanzen, wie wir sie schon an Ufern von Salzseen gesehen haben.
Dann kommen wir vorbei an Rabbit Island. Das ist schon eine grössere, vorgelagerte Insel, die draussen als Naherholungssziel und Badestrand für Nelson und Richmond, auch einen grossen Inlet vom Meer abschirmt.
Sobald wir können, benützen wir wieder eine Strasse, die dem Meer entlang führt, welche uns an die Ruby Bay führt. Eine neue Bucht – ein neuer Strand, also auch hier ein Strandbesuch, um zu schauen, was wir hier Neues finden. Und es ist ein Strand aus lauter flachen Steinen, die man gut zum Schiefern übers Wasser brauchen könnte, aber leider ist das Wasser hier nicht so glatt und Meereswellen brechen sich nahe am Ufer. Flache Steine hatten wir zwar auch schon mal, aber da waren sie alle flach und rund.
In Motueka, im Gebiet wo anstelle eines Inlets, riesige, mit Netzen abgedeckte Apfel-, Kiwi- und sonstige Plantagen eine weite Ebene ausfüllen und wo wir für Weihnachten einen Platz gebucht haben, gibt‘s heute nur eine TipTop. Wir kommen wieder hierher zurück, denn es gibt nur diese Strasse, die in den Norden ins grosse Naturschutzgebiet des Abel Tasman führt.
Es ist uns schon aufgefallen, dass hier auf der Südinsel die Wiesen gelb und trocken sind und der Zeiger auf dem Schild, mit dem am Strassenrand die Brandgefahr angezeigt wird, steht tief im roten Bereich. Die fünfteilige, farbige Skala auf dem Warnschild siganlisiert die momentane Situation, von grün als niedrig, blau, gelb bedeutet bereits hoch, orange, bis rot für extrem.
Nach diesem fruchtbaren Gebiet beginnt die Steigung, bei welcher die Strasse in lauter ineinander übergehenden Kurven den über 800 Meter hohen Takakahill überwindet und das auf 34 Kilometern von Meereshöhe an der Tasman Bay bis wieder hinunter zur Golden Bay. Der oberste Teil des Berges ist extremes Karstgebiet und man könnte logischerweise hier auch eine Höhle besuchen, oder Dolinen sehen. Als rot eingetragene Sehenswürdigkeit wäre die Quelle des Riwaka zu sehen, eines Flusses, der aber erst auf der anderen Seite des Hügels wieder zum Vorschein kommt und in die Tasman Bay mündet. Nur finden wir hier nirgends einen Hinweis oder überhaupt eine Möglichkeit auf der halsbrecherischen Strasse irgendwo anzuhalten. Nur für den Lookout Te Ngararahuarau, wo man eine atemberaubende Aussicht geniessen kann und wo einem gerade auch das Entstehen des Karstes und der Dolinen erklärt wird, gibt es einen Parkplatz und wie immer für solche Wege, die in oder durch ein Naturschutzgebiet führen, die Angabe, wie lange man für den Weg zu rechnen hat. Eine öffentliche Toilette ist an solch einem Ort auch immer vorhanden. So abgeschieden wie hier, zwar als Plumpsklo, aber es ist stets sauber und hat einen Abluftkamin mit einem sich im Wind drehenden Ventilator, der den Gestank direkt aus der Grube absaugt. Auch die Wege sind immer gut unterhalten und hier führen sie teilweise über angelegte Holzstege, weil vor versteckten „Löchern“ oder Dolinen gewarnt wird.
Auf der anderen Seite des Berges über dem Gebiet der Tasman Mountains hängen graue Wolken bis tief herunter und frustrieren ein bisschen. Da haben sie trocken und keinen Regen, aber ausgerechnet wenn wir kommen, da will es.
Es scheint, dass auch hier derselbe Effekt, wie auf der ganzen Westseite der Insel vorherrscht, wo der Wind vom Tasmanischen Meer her die mit Wasser vollgesogene Luft über den Südalpen ausleert, sodass man im Milfordsound bis 7 Meter Niederschlag pro Jahr bekommt.
Wir buchen in Pohara für zwei Nächte und sind überrascht, wie gross hier dieser Top10 ist. Es ist ein Paradies für Kajaker und man ist hier auch nahe des Abel Tasman, diesem grossen Naturschutzgebiet und hat Möglichkeiten, verschiedene Sachen von hier aus zu unternehmen.
Die Spezialität von diesem Strand hier: es hat grosse Felsbrocken, die gespickt sind mit Muscheln und versteinerten Sandwürmern und überhaupt allerlei Meeresgetier und – wir baden wieder im Meer, weil das Wasser so warm ist und die Wellen heute praktisch nicht zu spüren sind.
Hier haben wir einmal mehr einen Platz direkt über der Klippe am Strand. Sie ist nur leider mit Gebüschen und Pohutukawas bewachsen, wo ein Weka wohnt und man das Meer nur hören kann, aber die Sterne kann ich trotzdem sehen, bevor ich einschlafe.
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