Das schöne Wetter scheint es nun gewesen zu sein. Der Himmel ist heute wieder überzogen. Sollen wir nun doch bald auf die Südinsel übersetzen? In Rotorua hat ein Schweizer Ehepaar von drei Wochen schönem Wetter auf der Südinsel geschwärmt. Den Pacific Coast Highway möchten wir aber nun doch nochmals unter die Räder nehmen. Der führt uns von hier weiter, meistens der Küste entlang nach bis nach Napier. Es wäre eine traumhafte Strecke, aber das letzte Mal hatten wir regnerisches und kaltes Wetter. Immerhin halten die Wolken nicht, was sie zuerst versprochen haben und ziehen sich eher über dem Inland zusammen und überlassen den blauen Himmel dem Meer und der Küste. Der grosse Ohiwa Harbour fasziniert mich auch diesmal wieder mit seinen vielen kleinen Mangroven-Buschinselchen. Ob der vielen Rosenhecken entlang der Strasse und natürlich Pohutukawas, welche hier nun richtig am Glühen sind, könnte ich wieder ausflippen.
Einmal hat das Meer ein herrliches Türkis und wir halten wieder an einem kleinen Picknickplatz am Wegrand an. Maoriskulpturen begrüssen uns im ’Tribal Land of te Whanau-a-Apanui‘.
Das Meer hat hier enorm viel Holz angeschwemmt und wir finden es spannend, wie das Wasser und der Sand die skurrilsten Figuren daraus schleifen können. Richtig sandgestrahlt, bringt es Maserierungen zu Tage oder schleift es samtig weich in alle Formen, welche unsere Fantasie beflügeln.
Hawai heisst der nächste Ort. Ist das Maori-Sprache oder ist es wegen der Farbe des Meeres? Eigentlich haben fast alle Ortschaften hier in Neuseeland Maori-Namen. Immer wieder mit Silbenverdoppelungen, die mich beim Lesen fast konfus machen. Ruakaka, Opononi, Hihi, Papamoa, Tokoroa, Rotorua und nur einmal Clarks Beach und Auckland! Wenigstens findet man, und das scheint mir sehr sympathisch, in neuerer Zeit auch auf den Karten die ursprünglichen Bezeichnungen der Berge, wie Taranaki anstelle des Mt. Egmont oder Aoraki anstatt Mount Cook.
An dieser Küste hier sind wir beim ersten Mal auf der Macadamia-Farm zu einem Kaffee eingekehrt und die Zeit würde auch heute gut passen und wir finden sie sogar wieder. Sie haben aber leider nur noch am Wochenende offen und heute ist Freitag.
Eine Frau, die eben gerade auch dort parkt, gibt uns den Tipp, dem kleinen Strässchen hinunter zu folgen, wir würden dort eine traumhafte Bucht und sagenhafte Fotosujets finden. Der kleine Abstecher das steile Weglein hinunter und wieder hinaufkeuchen lohnt sich jedenfalls, Paua Shells haben wir bis jetzt noch nie an einem Strand gefunden.
Ab und zu halten wir wieder neben dem Strassenrand an, um ein Foto von hoch oben über eine wunderschöne Bucht oder ein breites Flussbett von einer One-Lane-Bridge aus zu fotografieren. Einmal wendet René sogar nochmals, weil ich das Schild mit der Kuh auf einem Rollbrett auch diesmal wieder verpasst habe. Wir fahren fast einen Kilometer, bis ein kleiner, abzweigender Weg es zulässt, auf der Strasse zu wenden. Alles nur wegen eines Bildes von einem Strassenschild und über solche Kleinigkeiten kann ich mich freuen. Soll einer sagen, ich sei nicht am Geniessen!
Es ist eine einsame Strecke durch viel hügeliges Land, wo nur ab und zu irgendwo in versteckten und manchmal verlotterten Häuschen oder eher Hütten jeweils vielleicht eine Handvoll Maoris zu Hause ist. Hie und da verrät dies nämlich ein Schild, weil hier ein Schulbus wendet.
Am Schluss kommt man dort wieder zum Meer, wo man zum East Cap hinausfahren und nach Morgen schauen könnte. In Te Araroa wollen wir für heute Rast machen, auf jenem Campground, den wir letztes Mal so gesucht haben. Er ist zwar nicht sehr komfortabel, aber die Strecke bis zur nächsten Gelegenheit ist uns heute zu weit.
Ich will heute wieder einmal eine Maschine voll waschen und löse beim Chef gerade für die Waschmaschine und den Tumbler je einen ‚Token‘ zu vier Dollar. Es hat zwei Waschmaschinen und zwei Tumbler, aber nur je eine davon ist nicht ‚out of order‘. In einer halben Stunde ist die Maschine fertig, wie dies auf jedem Platz immer ist. Weil keine brauchbare Wäscheleine vorhanden ist und ausserdem dunkle Regenwolken oben im nahen Berg hängen, setze ich auch den Tumbler noch in Gang und wir begeben uns währenddessen auf unseren obligatorischen Strand-Entdeckungs-Rundgang. Es ist ein wilder und abgelegener Strand, der jenseits eines grossen Sumpfgebietes liegt und wo kaum jemand zum Baden oder surfen herkommt. Die Unmenge an Schwemmholz räumt auch niemand weg, im Gegenteil, man kann auch noch Autoreifen und ganze Waschmaschinen entsorgen. Ausgebleichte und ebenfalls feingeschliffene Knochen und Tierschädel findet man und sicher auch unfreiwillig sind hier Überreste einer ganzen Kuh gelandet. Igitt!
Die Trophäe für heute ist jedoch ein abgestossenes Hirschgeweih, dem René daheim mit der Sackmessersäge ein Ende abschneidet, während ich davon als Erinnerung nur ein Bild von René als „Gehörntem“ auf dem Chip mit nach Hause nehme.
Bis wir wieder zurück sind, ist der ‚Token‘ aufgebraucht, und ich muss nochmals 4 Dollars aufwerfen, damit ich das Zeug trocken herausnehmen kann. Zwölf Dollars für eine Wäsche, das sind fast achteinhalb Franken, scheinen mir nun schon ein bisschen viel. Immerhin habe ich das Waschmittel auf dem Parkplatz beim Flughafen bekommen, welches jemand, der abreiste, nicht mehr gebraucht hat.
Beim Abwaschen in der Küche werden wir auf Deutsch begrüsst. Ich weiss nicht, was bei unseren Camp-Nachbarn unsere Europäische Art verraten hat. Es ist ein Ehepaar aus Düsseldorf, das ihren nach Neuseeland ausgewanderten Sohn und vor allem ihr erstes Enkelkind hier besucht und nun noch ein Reiseabenteuer im Camper angehängt hat. Man soll es ja geniessen! Es war hier auf diesem Campingplatz, als wir letztes Mal auf dem benachbarten Camper den Aufkleber sahen: Adventure before Dementia und auch den anderen Spruch: „Wir sind daran, herumzureisen und das Erbe unserer Kinder zu verjubeln“. Das kam mir damals schon so sympathisch vor und dieses Motto haben wir uns auch jetzt auf unsere Fahne geschrieben.
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