Es ist fast schade, diesen Pazifik-Strand wieder zu verlassen, aber heute ziehen sowieso wieder Wolken auf, bevor wir abfahren wollen und ausserdem wollen wir wieder einmal durchs Land fahren. Rotorua wäre von hier in etwa 70 km zu erreichen, wir nehmen aber den Umweg über Putaruru und Tokoroa, welche in einem weiten Tal jenseits der Kaimai Ranges liegen. Das ist eine sechs bis achthundert Meter hohe Bergkette und das Gebiet scheint mir fast, als ob wir die Jurakette überquerten und sich auf der andern Seite das Mittelland vor uns ausbreite, nur dass dort keine Alpen kommen, sondern nochmals eine etwa gleichhohe ‚Jurakette‘ vielleicht sogar mit Vulkanen drin. Das ‚Mittelland‘ ist grünes Landwirtschaftsland, mit vielen weiten Maisfeldern, aber vorallem Rinderweiden. Es soll niemand sagen, in Neuseeland gebe es nur Schafe, wir sehen überhaupt fast keine, nur Kühe, meist die schwarz-weiss gefleckten.
Auf der Handy-Atlas habe ich an unserer heutigen Strecke wieder einen roten Hinweis gesehen, der zu den 1.4 km neben der Hauptstrasse liegenden Mc Laren Falls weist. Skeptisch folgen wir wieder einmal so einem Wasserfall-Wegweiser und finden wirklich etwas für unsere Kamera. Es sind zwar nicht spektakuläre Wasser, aber sie rinnen über faszinierende Steingebilde, in welche sich viele kugelrunde Steine in tiefe Löcher wie Gletschermühlen gefressen haben. Eigentlich ist dieser eine Kubikmeter pro Sekunde nur Restwasser eines Kraftwerks, welches vielleicht zweimal pro Monat während 6 Stunden das 14-Fache an Wasser herunterlässt. In solchen Momenten könnte man dann aber nicht mehr auf diesen schönen Steinen herumturnen und baden, wie dies heute eine ganze Schulklasse macht. Zum Glück haben wir unsere Bilder des Ortes bereits vor diesem Trubel gemacht.
In Putaruru, der ersten, etwas grösseren Ortschaft halten wir Ausschau nach einem Coutdown, weil wir Brot und Eier haben müssen. Hier irgendwo wäre auch ein Campground, aber wir fahren doch die 40 km noch weiter zum Nächsten, der in Tokoroa auf meiner Karte eingetragen ist. Es ist doch wieder heiss geworden und unser Campingplatz liegt heute halt nicht am Wasser. Die Hitze macht müde und faul, sodass wir zuerst mal ein kurzes Mittagsschläfchen machen.
Es gebe dort heute eine Christmasparty, etwas zu essen und BBQ und wir seien herzlich eingeladen. Aber ich koche uns lieber etwas Vegetarisches, ausser für mich wieder ein Filetstück in der Pfanne. Wir können uns ja doch nicht richtig mit den Leuten unterhalten und wir würden uns in ihrer Gesellschaft wahrscheinlich deswegen nicht so wohl fühlen Die fast zahnlose Frau von nebenan hat interessiert und fast bewundernd in unsern Camper geschaut und gefragt, ob wir auch TV etc. hätten. Haben wir aber nicht, aber um den Kühlschrank bin ich froh und das WC für die Nacht. Die Dusche brauchen wir wohl auch nicht, das ist jeweils auf den Zeltplätzen angenehmer und vor allem geräumiger. Nur heute glaube ich, dass ich überhaupt nicht duschen werde.
Gerade als ich mit Kochen beginnen will, kommt die Frau nochmals, um uns einzuladen, aber ich habe die Ausrede, dass ich meinem Mann etwas Vegetarisches kochen muss. Diese Entschuldigung nimmt sie an, aber warum sie mich wohl deswegen als ,lucky lady‘ bezeichnet, verstehe ich nicht ganz.
Wir haben auf Campgrounds schon Wekas und Enten gehabt. In Parakai wurde man gar gebeten, die Kinder zum Verscheuchen der Enten anzuhalten. Hier hat es eine ganze Gänsefamilie mit Nachwuchs, schwarze und weisse Gänse und einen Pfau, der mit seinem Schreien sein Revier verteidigt. Die Kinder haben mit ganzen Brotscheiben die Gänse gefüttert und am Schluss, wo bereits alles weg ist, kommt auch noch der Pfau herbei. Lange stolziert er vor meinem Küchenfenster herum und meint etwas bekommen zu müssen. Er schlägt sogar das Rad, um mir zu imponieren. Nur, als sich René mit seiner Kamera anschleicht, lässt er ihn mit gespreiztem Rad nur seinen Hintern sehen, genau wie der Uhu seinerzeit im Zürcher Zoo, der immer als René die Kamera schussbereit machen wollte, seinen Kopf um 180 Grad nach hinten drehte.
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