17-11-23 Taupo-Bay – Whatuwhiwhi

Zuerst wollen wir nun den Spaziergang von gestern nachholen, jetzt ist der Himmel blau, aber der Troll liebt eben die Sonne nicht und seine Kontur kommt im vollen Sonnenlicht noch weniger zur Geltung als gestern. Ein Fischer will eben in See stechen oder besser gesagt, er will zur See fahren, denn auf der Strasse kommt er in seinem Boot hochbeinig auf drei Rädern dahergefahren, schwenkt auf den Strand ab und taucht langsam ins Wasser und gibt mit dem Aussenbordmotor Gas.
Auf unserm Marsch dem Strand entlang finden wir violette(!) Wickenblumen und ich habe keinen lila Sonnenhut, aber ich kann jetzt gerade mal mein Geheimnis wegen meiner Frisur lüften. Bis ich wieder daheim bin, sind die Haare sicher wieder gut gewachsen, aber jetzt ist es so praktischer. Man kann duschen und Haarewaschen in einem und alles braucht keinen Föhn und keinen Kamm. Ausserdem kennt mich hier niemand.

Taupo-Bay - Whatuwhiwhi

 

An diesem Strand fasziniert mich nicht nur der Troll, ich habe auch einen sagenhaften Pohutukawa entdeckt. Von hoch oben auf der Klippe wachsen seine Wurzeln über die Felsen hinunter dem Meer entgegen. Pohutukawas sind tropische Küstenbäume, die sehr alt werden können und ich habe gelesen, dass es für die Maori ein spezieller Baum sei, welchen die Seelen der Verstorbenen benutzen, um an deren Wurzeln entlang wieder ins Meer zurück zu gleiten. An diesem hier könnten sie wirklich wunderbar Rutschbahn fahren.
Die für heute ausgewählte Strecke ist nur 53 km. Zuerst die fast verträumte, hügelige Strasse wieder zurück, hinunter ans Meer auf den State Highway 10, der Twin Coast Discovery Route. Mir fallen viele Eukalyptusbäume auf, manchmal säumen auch Pappeln, neben Weiden eine der wenigen mir bekannten Bäume, den Weg. Im Moment blühen die Pappeln und wie Schnee liegt ihr Flaum im Strassengraben. Auch die Cabbage Trees blühen gerade, eine einheimische Art, die mich an Yukka erinnert.
Hier an der grösseren Strasse ist die Gelegenheit zum Tanken gegeben und an einem Picknickplatz an der Cablebay halten wir abermals. In Australien gab es auch ein Cablebay, dort wo die Kamelkarawanen in der Abendsonne über den Strand geführt werden. Auch hier hat der Name was mit Meerestelegrammkabeln zu tun. 1902 wurde hier mit 3500 nautischen Meilen das längste der Welt nach Queensland gelegt. Ab 1912 gab es ein neues Kabel zwischen Auckland und Sydney.
An einem kleinen Strassenkiosk verkauft eine Frau Gemüse und Früchte. Ich kann einem Elefanten-Knoblauch, riesig wie eine Gemüsezwiebel, nicht widerstehen und muss den dann heute gerade fein gescheibelt mit meinem Riesen-Steak gebraten, ausprobieren.
Ein TipTop ist ebenfalls hier an diesem strategisch guten Punkt, wo man gut parkieren und natürlich ein Double Scoop Pure Passion Glacé geniessen kann.
Dann geht’s wieder eine Stichstrasse über die flache Peninsula, wo wir endlich mal Schafe sehen, bis zum Top10 Holidaypark in Whatuwhiwhi an der Doubtlessbay.
Wir haben gerade Glück, dass wir einen Platz bekommen und man warnt uns, dass es vielleicht heute lärmig sein könnte. Es sind alles Fischer da, die sich mit ihren Bootsanhängern übertrumpfen.
Natürlich müssen wir zuerst auf die Foto-Pirsch und finden wunderschöne alte Eisenholzbäume, die ehrfurchtsvoll zu bestaunen sind. Auch René findet tausend Sujets, welche ihm meist das Meer an Land geschwemmt hat. Aus geheimnisvollen Höhlen hat man einen Ausblick wie auf Windowsbildern. Unsere Crocks dienen diesen Märschen gut. Vielleicht leiden sie auf den schroffen Steinen, aber man kann durchs Wasser waten und auf messerscharfem Lavagestein gehen.
Wegen des Knoblauchs komme ich heute gerade nochmals zu einem Abenteuer. Neben einer Portion Tiefkühlgemüse, welches ich in der Mikrowelle garen kann, brauche ich für die Kartoffeln und mein Fleisch zwei Bratpfannen, also muss ich einmal ausprobieren, ob das in der Platzküche geht. Dort hat es vier Kochherde zur Verfügung und auch Pfannen kann man sich ausleihen. Nur muss man sich diese nicht zu genau anschauen. Ich nehme eine, die mir am wenigsten vergammelt aussieht und denke, dass ich ja mit Öl ziemlich heiss brate und sicher alle Käfer abtöte. Nur bis es auch heiss wird, probiere ich zuerst an zwei Herden die Schnellkochplatte aus, aber ich schaffe es nicht, dass das Gas weiter brennt, wenn ich den Schalter loslasse. Eine andere Frau, die dasselbe machen will, probiert es an den zwei andern Herden aus und erst beim letzten funktioniert es dann. Also versuche ich es mit gewöhnlichen Brennern an zwei verschiedenen Herden. Wahrscheinlich wäre es das Beste, ich würde das Fleisch sowieso am Grill machen, aber ich habe mich bis jetzt noch nie getraut, ein solches Monster in Betrieb zu setzen. Es reicht auch so, an zwei verschiedenen Orten zu kochen, daheim die Mikrowelle und hier die Bratkartoffeln und das Fleisch. Dieser Stress, am Schluss dann alles wieder heimzutragen, solange es noch warm ist und der Knoblauch und das Fleisch nicht mit den Kartoffeln gemischt wird und die Pfanne, die nicht mir gehört wieder abgewaschen und versorgt ist – ich muss mir andere Menüs ausstudieren, die daheim zu bewältigen sind!

 

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