17-11-22 Russell – Taupo-Bay

Von unserem heutigen Standplatz im Top10 Holidaypark haben wir eine Aussicht bis weit über die Tahapuke Bay, wo die Passagierfähre von Russell nach Paihia verkehrt. Schönes Wetter und blauer Himmel verführt dazu, das Frühstück draussen vor dem ‚Haus‘ am Gartentisch zu geniessen. Unsere Campernachbarn tönen auch Schweizerisch. Sie sind mit ihrem Mächen schon länger unterwegs, Kanada und vieles mehr, eine richtige Weltreise und in ein paar Wochen geht auch ihre Reise zu Ende. Sie haben recht, denn wenn die Kleine in die Schule muss, geht das auch nicht mehr und ich vermute, dass die Mami ein Geschwisterchen ‚ausbrütet‘.
Auf jedem Campingplatz lassen es sich immer irgendwelche Tiere gut gehen. Meistens sind es Enten, die genau wissen, wann die Gäste frühstücken und dann stehen sie in den Startlöchern. Hier sind wir an einem kleineren Hang und ziemlich weg vom Wasser und hier sind es Wekas, die um Abfallbrösmeli betteln.
Damit es nicht zu miefen beginnt, müssen wir nun noch vor unserer Abfahrt den Inhalt unserer Abwasser- und WC-Tanks entsorgen. Wegen der chemischen Zusätze für die Toilette darf man das nur an den speziell dafür vorgesehenen Dumpstationen und eine solche hat es nicht an allen Zeltplätzen.

Russell - Taupo-Bay

 

Unserer Lady haben wir unser nächstes anvisiertes Ziel eingegeben und folgen vertrauensselig dem blauen Pfeil, welcher uns anstatt hinunter zur Autofähre nach Paihia, wieder den selben Weg zurückschickt, den wir gekommen sind. Bis wir stutzig werden und uns die Gegend doch irgendwie bekannt vorkommt. Vielleicht ist es wegen einer Baustelle, die unterwegs irgendwo signalisiert ist? Doch das kann es auch nicht sein. Irgendwann beginnt es dann doch selber zu denken und wir realisieren, dass uns die Dame einen fast hundert Kilometer weiten Umweg vorgibt, als den kurzen, den wir vorgesehen haben. Wir möchten nämlich mit der Autofähre hinüber nach Paihia und inzwischen sind wir bereits zum zweiten Mal über den Kreten-Highway gekurvt. Erst jetzt erinnern wir uns, dass das letztes Mal genau dasselbe Derby war, als wir an einem andern Ort die Fähre nehmen wollten und uns das GPS immer zum Umkehren genötigt hatte. Eine Abzweigung gibt es nicht, denn ‚Gravelroad‘, also ungeteerte Strassen dürfen wir mit dem Camper nicht fahren. Dann also dasselbe noch ein drittes Mal! Immerhin ist es eine sehr schöne Gegend, aber die Strasse ist schon etwas eng und bergauf und ab und mit vielen Ringgeliränggeli, die René am Schluss in seinem Frust schon ein bisschen forsch angeht. Wie sagt er selber jeweils immer – nu nüt aamerke loh!
Schlussendlich sind wir dann doch im Fährhafen und müssen nicht lange auf die Fähre nach Paihia warten, die viertelstündlich verkehrt und zehn Minuten später können wir schon auf der andern Seite Richtung Paihia weiterfahren.
Paihia ist so ein ziemlich mondäner Touristenort und hier schauen wir nur kurz in einen Buchladen hinein, wo René die noch neuere Ausgabe des HEMA-Atlas von Neuseeland ersteht. Dieser hat uns nun schon beide Male beste Dienste geleistet. Auf den könnte man sich noch besser verlassen als auf die Lady, die uns heutzutage durch die Gegend lotst. Dort sind nämlich die Ferrys eingetragen und ausserdem alle Sehenswürdigkeiten, die man am Weg besuchen könnte. Picknick- und Zeltplätze und vor allem jene, wo man für den Camper Strom bekommt und auch auf welchen man eine Dumpstation findet.
Im fast Tante Emma-Lädeli anmutenden Countdown, kommt noch Brot und Eier mit und dann entfliehen wir dem Getümmel wieder. Nicht weit ausserhalb Paihias erinnert uns ein brauner Wegweiser, der zu den Harurufalls führt, an die Enttäuschung ersten Mal, als wir uns wieder mal einen Wasserfall vorstellten, der sich als eher kleines Rinnsal herausstellte. Es könnte ja sein, dass es wirklich ein Wasserfall ist und gerade deshalb zweigen wir ab. Auf dem Buschparkplatz werden wir von einem ganzen Hühnerclan begrüsst. Bis wir vom Wasserfall, der diesmal wirklich ein bisschen mehr Wasser führt, zurück sind, warten die Hühner und vor allem die Bibbeli schön brav unter dem Auto und ich stehe beim Wegfahren Ängste aus.
Unsere Reise geht nun weiter über den State Highway Nr.10 durch den ‚hohen Norden‘. Obwohl es spärlich besiedelt ist und man nur ab und zu durch ein Dorf kommt, welches man kaum als solches wahrnimmt, ist die Landschaft sehr abwechslungsreich. Hügelige Gebiete und weite Landschaften wechseln sich ab mit Mischwäldern mit uns fremden Bäumen. Vor allem die Farnbäume vermitteln einem das Gefühl von Urwald.
Ob der Frühlung wohl heuer Verspätung hat? Diesmal empfinde ich mehr Frühlingsgefühle als letztes Mal. Das junge Laub erscheint mir grüner und saftiger die Wiesen, wo viele Rinder weiden. Entgegen den Erwartungen sieht man sehr viel weniger Schafe als Vieh.
Über eine enge Stichstrasse kommen wir anderen Ende in der Taupo Bay wieder ans Meer. Es sind ein paar Häuseer und in einem davon vermieten sie powered Campsites. Es ist kein Problem, einen Platz zu bekommen, der leere Rasen wird gerade gemäht und wir können uns einen Platz aussuchen.
Der Himmel hat sich wieder etwas verdüstert und deshalb gehen wir gleich erst mal auf Entdeckungsreisen rund um unser heutiges ‚Daheim‘. Ich staune wieder über die Pflanzenwelt. Gleich bei unserm Camper wächst ein riesenhafter Philodendron mit gut 30cm hohen grünen Kerzen, von denen ich nicht weiss, ob es Blüten oder Fruchtstände sind. Unter einem Busch finde ich eine Avocado und entdecke, dass der ganze, etwa zwei Meter hohe Baum voller reifer Früchte ist, gerade daneben könnte man reife Zitronen ernten. Ein Flaschenputzerstrauch ist schon bald verblüht, dafür sind die Pohutukawas definitv noch nicht so weit. Strelizien oder sind es doch Bananen, welche so riesige, fast drei Meter hohe Blätter wie eine Palme haben?
Die Bucht ist umrahmt mit steilen, felsigen Hügeln von denen ganz eindeutig ein mächtiger Troll auf uns herunter schaut. Das Unheimliche wird noch geschürt vom Wetter, das immer dunklere Wolken aufziehen lässt und es scheint mir fast unmöglich ein gutes Bild von diesem Trollgesicht zu machen. Natürlich, Trolle scheuen die Sonne und sie kommen nur im Dunkeln aus ihrer steinernen Gruft hervor. Wir müssen unsern kurzen Spaziergang dem Strand entlang abbrechen, es wird immer kälter und am Schluss müssen wir heimpressieren, weil es regnet.
So kann ich immerhin noch etwas schreiben, nur mit dem Hochladen funktioniert es hier in dieser Abgeschiedenheit nicht.

 

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