17-11-21 Whangaruru-Russell

Ich erwache heute zum ersten Mal erst um sechs Uhr und habe die ganze Nacht geschlafen. Also habe ich ihn bald besiegt, meinen Jetlag. Auch heute ist mein Ausblick aus dem Bett direkt aufs Wasser vom Arm des Whangaruru Harbours. Wir müssen uns mit dem Aufbruch nicht beeilen. Wir können bleiben bis am Nachmittag, hat uns der Bauer und Pächter des Camps gesagt, als er sich bei René wegen des Lärms, welches sein Vieh die ganze Nacht gemacht hat, entschuldigt hat. Er habe es jetzt auf eine andere Weide getrieben. Gehört habe ich das nur gestern Abend, als ich zum Zähneputzen nochmals ins ’Amenities‘-Häuschen ging. Sie haben wirklich gebrüllt, die armen Kühe und es waren viele, aber unser Camper ist relativ gut schalldicht.
Beim Teekochen zum Frühstück bekomme ich heute ein Problem. Es blubbert nur noch aus dem Hahn. Dann haben wir halt bereits den Tank geleert! Eigentlich wissen wir gar nicht, vieviel Inhalt dieser hat und den Verbrauch muss man erst etwas ins Gefühl bekommen. Man kann halt nicht einfach wie daheim den Wasserhahn öffnen und es kommt unbegrenzt Wasser heraus.

Whangaruru-Russell

 

Alles, was man verbraucht, wird auch wieder aufgefangen und muss von Zeit zu Zeit entleert werden. Am Standplatz, wo man das Stromkabel einstecken kann, hat es meist auch einen Wasserhahn, wo man auch Trinkwasser zapfen kann. Dazu haben wir einen Gartenschlauch, mit dem man den Tank wieder auffüllen kann und den benutzt René nun. Nur seine Methode, den Schlauch am Schluss wieder zu entleeren, kitzelt meine Nerven etwas. Wie ein Cowboy stellt er sich mitten auf die menschenleere Wiese und schwingt den Schlauch wie ein Lasso über dem Kopf, dass dieser fast zu heulen beginnt. Eine Dumpstation, da wo man auch das Abwasser entleeren und vor allem den Inhalt der Toilette entsorgen kann, hat es hier nicht, da müssen wir uns für heute Abend einen Campingplatz suchen, der eine solche Entsorgungsanlage hat. Das sieht man auf unserem handlichen Atlas, der uns bereits letztes Mal gute Dienste geleistet hat. In Russell hat es einen Top10-Platz, das sind Campingplätze der guten Klasse und René hat schon von daheim aus seine Mitlgiedschaft angemeldet, die uns hoffentlich auch dieses Mal wieder verschiedene Vorteile verschafft.
Nachdem wir noch eine ganze Weile für unsere Webseiten geschrieben haben und dann doch vergeblich von dem versprochenen Free-WIFI profitieren wollten, machen wir uns auf den Weg, weiter nordwärts. Die Strasse, die wir gewählt haben ist ziemlich eng und sehr kurvenreich und sie führt durch ein hügeliges Gebiet bergab und auf und manchmal richtig der Krete entlang, dass man Aussicht auf beide Seiten hinunter geniessen kann. Ein richtiger ‚Kreten-Highway‘, wie ich diese Strassen nenne. Ich liebe sie. Wir sind immer noch dran, uns an das Geratter und Geknatter hinten im Wagen zu gewöhnen. Verschiedenes haben wir schon gelernt, wie man es verzurren und zustopfen kann, damit es nicht plötzlich durch das ganze Auto herumrutscht, oder wie man das Geschirr versorgen muss, dass es nicht gar so arg klappert. Das Auto selber hat eben auch bereits sein Alter oder immerhin über 145000 Kilometer auf dem Zähler. Heute kommen nur etwa 55 dazu und wir sind bereits in Russell angekommen. Das GPS, das diesmal zur Standardausrüstung gehört, ist noch recht zuverlässig und kennt sich auch auf den neusten Strassen wie zum Beispiel in Auckland aus. Aber diesmal fremden wir. Die Lady behauptet in Russell an der Longbeach, wo die Strasse einfach in einem Kehrplatz endet, wir seien am Ziel angelangt. Nichts von dem Top10 Campingplatz, den sie uns selber vorgegeben hat. Man kann neben Campingplätzen auch Tankstellen und Einkaufszentren und vieles mehr auflisten lassen. Beim zweiten Anlauf finden wir ihn dann auf eigene Faust auf der andern Seite des Hügels und bekommen einen schönen Platz mit Aussicht bis hinunter auf die Tahapuke Bay.
Auf der Erkundung durch ein reizendes, noch unverdorbenes Städtchen, wo die Landestelle der Personenfähre nach Paihia ist und anscheinend von Deutschen gut frequentiert wird, komme ich zu einem neuen Sonnenhut. Erstens ist heute wieder mal ein Sommertag und wie sich die Sonne auf meine neue Frisur auswirken könnte, will ich doch lieber nicht ausprobieren. Dort am Wasser blüht auch mein erster Pohutukawa oder Eisenholzbaum. Die Bienen lieben ihn und der ganze Baum summt. Die Blüten selber aber sind anscheinend nicht sehr langlebig. Kaum ist der Baum erglüht, bedeckt auch schon wieder ein ganzer Flaum von roten Blütenfäden den Boden.

 

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