17-11-14 Singapur

Das Wetter ist heute regnerisch und bei den Singapurischen Temperaturen natürlich extrem schwül. Dem kann man aber entgehen, wenn man den Weg bis zur U-Bahn Station komplett im Innern der Malls sucht. Das schafft man, ohne dass man ein einziges Mal ins Freie muss, durch Konsumtempel über Rolltreppen und endlose Gänge, wo sich Lädeli, Bistros, Boutiquen und Take Aways dicht an dicht drängen. So kommt man unterirdisch direkt bis zur Station, wo man maximal drei oder höchstens vier Minuten auf die nächste U-Bahn warten muss. Letztes Mal ist mir hier aufgefallen, wie viele Passagiere mit dem Handy vor dem Gesicht anzutreffen waren und habe dann daheim miterlebt, wie sich dieses Bild inzwischen auch bei uns angepasst hat. Aber hier hat sich dies in den letzten sechs Jahren noch extrem weiter entwickelt. Es scheint, dass man ein Handy haben muss, um U-Bahn zu fahren. Da muss man direkt auf die Suche gehen, um einen zu finden, der nicht auf ein solches Ding starrt. Mit Mühe findet man dann vielleicht einen, der schläft. Mit unserem 3-Tages-Pass sind wir gut bedient. Es ist die beste Möglichkeit, überall hin zu kommen und schnell sind wir an der Bay Front. Von dort bis zu den Gärten ist es laut Karte noch ein kleines Stück zu Fuss, aber schon hier beginnt das Staunen. Es geht unterirdisch weiter durch eine neue, klimatisierte, supermoderne Passage, wo sich die wunderbarsten Blumen- und Natursujets in Wandbildern mit gleichgrossen Spiegeln vom Boden bis zur Decke abwechseln und das auf beiden Seiten, so dass man den Effekt von Mani Matters Coiffeurgstüehl, aber in einem Blumenmeer nachvollziehen kann. Es gibt dem Raum eine enorme Tiefe und in jedem Spiegel sieht man eine endlose Anzahl von solchen blumengeschmückten Gängen, in welchem die Leute vorbeihasten und es ist ein Leichtes mit einem Klick ein hundertfaches Selfie zu schiessen.

Singapur

 

Heute lassen wir uns mit dem Shuttle zu den grossen Glashäusern bringen und beginnen unsere Tour im Flower Dome, welcher mit 1,28 Hektar Fläche das grösste Glasgewächshaus der Welt sei. Die wunderbarsten Pflanzen und erstaunlichsten Bäume werden sehr attraktiv präsentiert, auch Pflanzen, die wir in Australien gesehen haben. Extrem muten mich allerdings die riesigen Palmen und Bäume wie die Bottle- und Ghost-Trees oder die sicher tausend Jahre alten Olivenbäume an, welche in ihrer Grösse und mit ihrem Alter hierher versetzt wurden. Ich frage mich, ob die das überleben werden, oder ob da nach einer gewissen Zeit wieder Nachschub organisiert werden muss – es muss einfach gigantisch sein.
In den tieferen Gefilden gibt es eine spezielle Weihnachtsausstellung, wo Samichlausens Häuschen mit Cheminé steht und als Hintergrund für Selfies herausfordert. Im Garten hat‘s richtigen Schnee und noch eine Treppe tiefer ist es wirklich kalt und man schlendert durch ein winterlich anmutendes Gelände mit grossen, geschmückten, richtigen Tannenbäumen, es könnte im Spessart sein. Draussen ist gut dreissig Grad und ich frage mich, wieviel wohl die mit einem Supertree gewonnene Energie zur Verwirklichung dieses Winterbildes beiträgt.
Das nachbarliche, ebenfalls immense Glashaus überspannt mit einer Fläche von 0,8 Hektar einen Nebelwald, wo die Vegetationszone der Tropen in Höhen von 1’000 bis 3’000 Metern nachgestellt ist. Ein mit Pflanzen überwachsener, 35 Meter hoher und im Innern begehbarer Berg, von dessen Gipfel mehrere Kaskaden von Wasserfällen herunter fliessen, fasziniert mit seinen Orchideen, Flamingoblumen, Moosen und Bromeliengewächsen, die man ganz aus der Nähe bestaunen kann. Auf dem gewundenen Weg bis zuoberst wird man immer wieder in Nebelschwaden eingehüllt, die überall aus Düsen strömen. Unterwegs wieder hinunter kommt man an einer Ausstellung von Tropfsteinen vorbei. Riesige Stalaktiten, wo immer sie diese her haben, sind fein säuberlich als Exponate zu bewundern. Nur ist die Tatsache, dass sie wie Stalagmiten ausgestellt sind, wohl eher Nebensache.
Auch draussen in den Gärten sind zwischen den Pflanzen viele gewaltige Tropfsteine, solche, die wie Orgelpfeifen aussehen, ausgestellt. Auch viele skurrile Formen aus Karstgestein sind zu sehen.
Den Tag beschliessen wir heute wieder in der vielbelebten Foodstrasse in Chinatown, mit all ihren Düften und glustigen Sachen, wo ich wieder mal zu einer ausgezeichneten, gebratenen Entenbrust komme.

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