Es ist ein Herbsttag, wie es im Herbst halt so ist. Noch hängt die goldene Pracht teilweise in den nassen Ästen der Bäume und zu unserem Abschied regnet es. Wir machen uns auf den Weg in den Frühling und Sommer. Auf der Strecke von Basel nach Zürich wird es gerade langsam hell, ein neuer Tag bricht an und für uns beginnt ein neues Abenteuer. Diese Reise nach Neuseeland ist für mich vergleichsweise ein bisschen eine Art Traumzeit, wie das die Aborigines nennen, wenn sie sich aufmachen und ohne ein vorbestimmtes Ziel durchs Outback wandern.
Kurz vor Elf hebt unsere A380-800 der Singapore Airlines bei strömendem Regen in Kloten ab und keine halbe Stunde später ist über uns nichts mehr als blauer Himmel, unter uns ein endlos weites, weisses Meer und die Sonne blendet so stark, dass man die Rollos schliessen muss. Schon bald wird ein Apéro serviert und ich lasse es mir nicht nehmen, mit einem angebotenen Cüpli auf unsere vor uns liegenden drei Monate Ferien anzustossen. Wir haben bereits im März gebucht, aber man weiss genau, dass auf Platz 32H ein vegetarisches Menü bestellt ist, das zuallererst vor allen andern Gästen serviert wird. Ich kann dann aus drei Menüs mein Chicken-Curry nach thailändischer Art auswählen. Nach diesen ersten Anstrengungen bleibt einem nichts anderes mehr zu tun, als auf dem kleinen, uns zur Verfügung gestellten Raum abzuwarten, bis wir die 12000 Kilometer bis Singapur in einer Höhe von 12000 Metern hinter uns gebracht haben. Man könnte aus einer Auswahl von 999 Programmen irgendwelche Filme oder Musik oder Computerspiele auswählen, damit einem die Zeit ein bisschen schneller vergeht, aber ich kann für mich nichts Passenderes finden, als mir den Kopfhörer aufzusetzen und so die monotonen Motorengeräusche auszublenden. Das einzige Programm, das mich noch fasziniert, ist das GPS-Bild, auf welchem man den Weg des kleinen Flugzeuges auf dem Bildschirm verfolgen kann. Der Verlauf der zurückgelegten Strecke entspricht nicht ganz der elliptischen Bahn, wie sie auf meinem Google-Maps Bild dargestellt ist. Nach Istanbul führt die Linie auf einer abweichenden Route über das Schwarze Meer, deutlich aus der Reichweite Syriens und später dann nördlich über New Dehli wieder ausgeprägter Richtung Süden. Auf einer eingeblendeten Weltkarte kann man in einer Sinuskurve die Tag- und Nachtzeiten sehen. Bereits um halb vier Uhr sind wir an dieser Grenze angelangt und in einer Rekordzeit findet der Sonnenuntergang statt. Für einen kurzen Moment lodert der Horizont in allen orangen Farbtönen auf und von Osten her drängen sich immer grauer werdende Schleier ins Geschehen und keine zehn Minuten später ist bereits Nacht. Trotz allem gelingt es mir nicht, etwas zu schlafen. Höchstens ein bisschen Dösen ist mir vergönnt und unwahrscheinlich langsam vergeht diese im wahrsten Sinn des Wortes eintönige Zeit. Um elf Uhr landen wir nach einem turbulenzlosen Flug in Singapur, wo sich nun ebenfalls Regenwolken über Hafen und Landegebiet wälzen.
Flug nach Singapur