18-01-29 Kaikoura-Blenheim

Die Polizei ist immer noch auf dem Platz und jetzt kann ich nicht anders und muss im Internet einmal schauen, ob etwas unter Kaikoura-News zu finden ist. Und wie recht ich mit meiner Vermutung hatte – Mord im Top10 in Kaikoura! Eine 58-jährige Frau ist am Samstag verhaftet worden, weil sie anscheinend ihren 59-jährigen Partner erstochen hat. Und das ist auf dem Platz passiert, wo wir vor sechs Jahren mit unserem Camper gestanden haben!
So düster beginnt der Tag. Auch die Nebel wallen wieder und von den Bergen, die man gestern zwischen Nebelschwaden immerhin erkennen konnte, sieht man heute gar nichts mehr.

Kaikoura-Blenheim

 

Wir verlassen um zehn Uhr diesen Platz und bald beginnt der nächste Schauplatz des Schreckens. Das gestern war längst nicht die einzige Stelle, die beim Erdbeben vor einem Jahr so gelitten hat. Die Strasse ist zwar wieder befahrbar, aber man muss mit Behinderungen rechnen. Es ist sehr gut organisiert und überall sind Lollipop-Boys im Einsatz, welche den Einbahn-Verkehr regeln. Hier funktioniert die Eisenbahn zum Teil noch nicht, weil die Gleise noch nicht fertig wieder hergestellt sind. Überall musste man Brücken reparieren oder die Strasse überhaupt neu machen. Was noch bedrohender wirkt, sind die Hänge, welche heruntergerutscht sind und immer noch nachzurutschen drohen. Man muss sie mit Felsankern befestigen und die Strasse zum Teil mit Netzen sichern. Noch immer wird rund um die Uhr gearbeitet und es ist eine harte Arbeit. Aber jedesmal, wenn man bei einem solchen Flagman vorbei fährt, winkt er freundlich jedem Fahrer persönlich zu.
Auf einer langen Strecke ist generelles Anhalteverbot. Es hätte dafür ja auch nirgends Platz, aber in Kekerengi ‚im Store‘ gibt‘s Kaffee. Hier müssen sie die Arbeiter verpflegen und sind wohl manchmal recht knapp mit dem Platz. Kaffee und auch alles zum Essen wird deshalb nicht in Geschirr, sondern nur als Takeaway, sprich Pappschachteln und -Bechern herausgegeben. Gerne lege auch ich mein Retourgeld in das aufgestellte Donation-Kässeli für die hart arbeitenden Männer.
Es geht viele Kilometer bis dort, wo die Strasse sich vom Meer abwendet, bis sich alles beruhigt und Strasse oder Brücken wieder normal befahrbar sind.
Beim Lake Grassmere biegen wir kurz zum Salzwerk ab. Auch hier wieder die Erinnerungen an die grossen, rosaroten Salzgewinnungsbecken, aber heute stimmt auch hier die Farbe nicht mit den Erinnerungen überein. Ruhig und mehrheitlich blau liegen sie da, ein einziges Becken hat so etwas wie eine rosa Farbe. Während wir bei einem Ausstellplatz anhalten, um ein Übersichtsfoto zu machen, kommt ein Angestellter des Werks und will ein paar Worte wechseln. Er erklärt mir, dass die rosa Farbe eigentlich von einer Algenart stammt, manchmal ist sie da, manchmal nicht. Ich habe mich auch nicht getäuscht, dass die Hügel und überhaupt die Gegend heute viel grüner sind, als ich sie von hier in Erinnerung habe. Es hatte nämlich diesen Frühsommer sehr viel geregnet, eine Ausnahme und nun ist in den Verdunstungsbecken ebenfalls viel Regenwasser.
Dann beginnen schon wieder die Rebberge der Gegend um Blenheim. Auch diesmal sehen wir ein grosses Stück von neu angepflanzten, jungen Reben. Man hat entdeckt, dass hier der Boden dafür bestens geeignet ist, viel besser als für Weideland.
Bevor wir den Camper im Top10 abstellen, wird noch kurz eingekauft. Wir sollten nur Brot haben, aber alles was dann noch dazu kommt, ergibt wieder einen Betrag von über 130 $. Wir bekommen auch hier wieder einen Standplatz ganz in der Nähe, wo wir letztes Mal waren.
Auch heute ist der Himmel während unserer Fahrt blau geworden und wir schwitzen bereits wieder, sodass wir zuerst den Tip-Top-Kiosk vorne beim Parkeingang ansteuern. Wir wollen ausserdem einmal von der Brücke von Blenheim aus einen Augenschein auf unseren Campingplatz nehmen, welcher zusammen mit dem Fluss auch Heimat von verschiedenen Enten, Sumpfhühnern und gar Kaninchen ist.

 

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