Hier in diesem Camp durfte einer seiner Fantasie freien Lauf lassen. Alle Cabins und Cottages sind mit Sujets bemalt, die einen Bezug zu Dunedin haben. Natürlich der berühmte Bahnhof, dann der Zug, der durch die Taieri-Schlucht fährt, Surfer und Robben oder Albatrosse. Überall sind auch hölzerne Figuren anzutreffen, sei es am Gartentisch, wo eine hölzerne Frau ein Buch liest oder neben dem Grill ihr Sandwich isst. Dort stösst eine ihr verrostetes Velo durch eine Blumenrabatte und über den Recycling-Containern reitet eine auf einer Schaukel in der Luft. Am besten gefallen mir jene beiden Vollbusigen, die mit einem Strohhut auf dem Kopf und einem Frottiertuch unter dem Arm den Weg Richtung Strand weisen.
Wir haben hier für zwei Tage gebucht und nun regnet es seit anfangs Morgen oder gar die ganze Nacht?
Das verdriesst uns allerdings nicht. Wir haben beide genug zu tun, um unsere Hompages einigermassen aktuell zu halten. Gegen Mittag wird es aber immer heller und wir fahren mit dem Bus in die Stadt. Der Holidaypark befindet sich gut 4 Kilometer von der City entfernt und den Camper lassen wir lieber dort, wo er ist. Parkmöglichkeiten gibt es in der Stadt sowieso nicht im Übermass. Uns reizt diesmal die Fahrt mit dem Zug durch die Taieri-Schlucht. Das ist eine Museumseisenbahn, welche vom malerischen Bahnhof in Dunedin auf einem 64 km langen Abschnitt einer stillgelegten Bahn, die einst nach Cromwell führte, verkehrt. Wir haben einmal einen Bericht darüber gesehen und jetzt beginnt ja auch das Wetter zu passen. Für 180 Dollar sind wir beide dabei und bekommen einen reservierten Platz, den wir aber schnell tauschen, nachdem der Zug mit einer halben Stunde Verspätung abgefahren ist und wir merken, dass es noch andere freie Plätze hat, die nicht so stark von der Klimaanlage mit Eiseskälte gesegnet werden. Museumszug bezieht sich nur auf die Eisenbahnstrecke, das Rollmaterial ist innen eigentlich ganz modern ausgestattet. Sie wollen einem die vier Stunden so bequem wie möglich machen und man kann sich Getränke, Kaffee oder Snacks an der Bar holen. Nur zum Fotografieren ist es nicht so geeignet, meistens scheint nun sowieso die Sonne durchs Fenster oder interessante Sachen sind sowieso auf der anderen Seite. Natürlich wird alles über die Umgebung und auch die Geschichte der Bahn unterwegs genaustens kommentiert, aber ich bekomme davon nur mit, was ich im gedruckten Flyer selber lesen kann. Es geht durch unwegsame Gebiete, durch zehn Tunnel und über viele Viadukte, eben auch hoch oben über einer Schlucht bis nach Pukerangi und der Zug hat bis dort 250 Höhenmeter erklettert.
Nach einer kurzen Pause, während der die Lock umgehängt wird, geht‘s wieder zurück und nichts ist damit, jetzt die andere Seite auch zu sehen, man sitzt ja immer noch auf der gleichen Seite, nicht so wie im Auto, wo man auf dem Rückweg auch die gegenüberliegende Landschaft sieht. Jetzt probiere ich es auch mal auf der Plattform, denn der Typ, der den ganzen Hinweg mit seiner Kamera dort ausgeharrt hat, hat seinen Platz freigegeben. Erst von dieser Position aus kann ich nun wenigstens den imposanten Wingatui-Viadukt überhaupt sehen und ich verteidige meinen Platz nun meinerseits. Der Zug fährt ja nicht so schnell und ausserdem kann man sich hier draussen gerade ein bisschen aufwärmen.
Man wird trotz allem recht müde von so einer Zugsfahrt und wir kommen erst um halb acht Uhr wieder heim. Die Gelegenheit nachzuholen, zu meinen Geburtstag in ein richtiges Restaurant auszugehen, wollen wir heute gerade nutzen, aber in all den Restaurants, die hier am Oktagon etwas anzubieten hätten, herrscht so ein Lärm, dass es einem in den Ohren weh tut. Auch draussen ist es nicht besser. Da wäre es immer noch warm genug, aber man findet keinen Platz. So entscheiden wir, lieber mit dem zweitletzten Bus heimzufahren und dort machen wir nochmals den Spaziergang über die Dünen bis zum Meer, wo zwar die Sonne nicht im Meer versinkt, wie wir gehofft haben, aber trotzdem habe ich für heute noch ein goldenes Abendbild.
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