Wir haben gut daran getan, beizeiten aufzubrechen – Rushhour in Auckland ist grässlich. Nach all dieser Zeit durch fast menschenleere Gegenden zum Teil auch auf recht einsamen Strassen plötzlich mitten in solchen Blechlawinen über die Autobahn gespült zu werden, stresst mich bereits. Dabei geht ja alles so gesittet vor sich. Die Autobahneinfahrten werden mit Signalanlagen gesteuert. Es sind relativ schnell wechselnde Rot-Grün-Phasen, aber bei jeder Grünphase, darf nur ein Auto auf die Autobahn einfahren. So rollt der Verkehr auf der Bahn eigentlich ganz gut. Es staut einfach auf der Spur zum Einfädeln auf die Einfahrt zurück.
Wir finden diesmal den Richard Pearse Drive problemloser als letztes Mal und fahren um neun Uhr bereits bei Britz auf den Parkplatz. Mir unserem Recht auf Express-Checkout müssen wir nicht noch volltanken. Den Mikrowellen Teller, den wir, weil er immer so geklappert hat, unter das Sitzkissen geschoben und dort vergessen haben und der es dann nicht vertragen hat, dass sich René einmal hart abgesetzt hat, haben wir zusammen mit dem abgebrochenen Schlüssel vom Türchen zum Abwassertank und der Ecke vom hinteren Katzenauge griffbereit. Wir sind kaum ausgestiegen, ist auch schon eine Dame da, die uns freundlich empfängt und fragt, ob alles in Ordnung sei. Lächelnd nimmt sie unsere lädierten Accessoires entgegen, macht auf ihrem Block eine Eintragung auch darüber, dass während der ganzen Zeit nur ein Gasbrenner funktionstüchtig gewesen ist. Sie nimmt den Schlüssel und schaltet den Warnblinker ein, wahrscheinlich als Zeichen, dass dieser Camper abgenommen worden ist. Alle zwanzig Minuten fährt ein Shuttle-Bus zum Flughafen und wir sollen drinnen noch einen Kaffee nehmen. Dort wird uns ausserdem noch ein Tablet in die Hand gedrückt, auf welchem unser Feedback erwünscht wäre. Wie ich das hasse – aber zum Glück managed das René mit Links, aber auch nicht mit mehr Spass, als ich das täte.
Um elf Uhr können wir auf dem Flughafen bereits unseres Gepäcks entledigt, im Duty-Free-Shop herumstöbern, um die restlichen Neuseeland-Dollars loszuwerden. Manuka-Honig-Seife und Manuka-Honig-Butter zur Hautpflege finde ich nun original Neuseeländisch genug, um den fürsorglichen Nachbarn, die zu unseren Wohnungen geschaut haben, eine kleine Aufmerksamkeit mitzubringen.
Mit einem bisschen Verspätung hebt um zwei Uhr unsere A380-800 in einen stahlblauen Himmel ab. Wir fliegen der ganzen Westküste entlang Richtung Norden und die ganze Ninety Mile Beach ist gut sichtbar. Das Cape Reinga als nördlichster Zipfel von Neuseeland winkt uns mit seinem ganzen Umriss unter einer symbolisch schmalen, weissen Wolke zum Abschied zu. Adé Neuseeland – es war eine so grossartige Zeit auf deinem Stück Erde!
Weiter entführt uns unser Airbus in einer Höhe von gut zwölf Kilometern mit einer Geschwindigkeit von über 900 km/h (Groundspeed) durch einen -54 Grad kalten Luftraum über das weite Meer und einen Teil von Australien, Indonesien und knapp über dem Äquator nach Singapur, diesem Stadtstaat im Süden Malaysias. Es ist im wahrsten Sinn des Wortes recht eintönig und wenn man nicht schlafen kann, hat man das Gefühl, dass die Zeit nicht verrinnt. Es ist auch wirklich so, dass wir der Zeit nachfliegen. Auf dem GPS, wo man die Flugstrecke mitverfolgen kann, ist die Sonne in ihrem Zenit über der Erde eingezeichnet und in einer Sinuskurve sieht man auch, wo jetzt Tag und wo Nacht ist. Nur ganz langsam verfolgt uns dieser Rand der Schatten während den elf Stunden und in Singapur hat er uns noch immer nicht ganz eingeholt. Hier ist es jetzt sieben Uhr und plötzlich läuft die Zeit wieder und durch Menschengewühl in der Rushhour landen wir endlich im uns bekannten Furama City Centre Hotel am Tor zu Chinatown. Meine Uhr hat inzwischen bereits morgens um drei Uhr.
Die Rezeptionistin klärt uns auf, dass heute der letzte der chinesischen Neujahrsfeiertage sei – deshalb diese Menschenmassen auf der Strasse, wie bei uns an der Fasnacht. Und sie gibt uns ein Zimmer im 18. Stock, von wo aus man dann um Mitternacht das Feuerwerk sehen kann. Obwohl ich mich vor Müdigkeit kaum mehr auf den Beinen halten kann, stelle ich den Wecker. Aber ich bin etwas enttäuscht, es dauert gerade einmal fünf Minuten und von unserer Höhe aus gesehen und der Distanz zur Marina Bay, erreichen die Raketen kaum die Höhe des Singapur Flyers, den man von hier aus ebenfalls sehen kann. Immerhin kann ich nun doch noch gute sechs Stunden weiterschlafen.
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