Es hat in der Nacht geregnet und wir brechen in einen trüben, verhangenen Tag auf. Wir sind bald auf der Höhe von Hamilton und wollen nicht dem State Highway folgen. Ausserdem ist als Dessert für diese Reise die Coromandel-Halbinsel unser Ziel. Dazu müssen wir wieder die Gebirgskette der Kaimai Ranges überqueren. Wir wechseln auf die Cambridge Road hinüber, dann für ein kurzes Stück auf den SH 1 und folgen dem SH 29, der uns nochmals nach Tauranga an die Ostküste bringt.
Hier herrscht wieder mehr Verkehr, als wir uns das auf unserer Reise gewohnt sind und bei diesen nassen Verhältnissen ist es jetzt auch gefährlicher. Überall sind Schilder wegen Schleudergefahr, darunter der lakonische Spruch: slippery, when wet, also bei Nässe aufpassen! Es ist noch auf der Ebene des Mittellandes, wo wir wegen eines Unfalls wieder in einen Stau geraten, Feuerwehr, Polizei und Ambulanz sind im Einsatz. Es ist zwar erst der zweite Unfall, dem wir die ganzen drei Monate begegnet sind (ausser dem Mord in Kaikoura). Das letzte Mal lag ein Auto, das sich überschlagen hat, auf der Seite und diesmal liegt eines ziemlich demoliert am Strassenbord. Die beiden Unfallstellen liegen knapp sechs Kilometer auseinander und dazwischen sind 10 Wochen vergangen.
Aussichtspunkte unterwegs braucht man gar nicht erst anzufahren. Das Nebelmeer reicht heute über alle Bergspitzen und von Tauranga sieht man auch nicht viel.
Nur die Vorwegweiser erinnern mich daran, dass hier Bethlehem kommt, ein Vorort von Tauranga und die Vorstellung von einem Foto mit diesem Schriftzug lässt mich lauthals nach einem Cappuccino verlangen. Prompt wird diesem Wunsch mit einem Stopp entsprochen und ich komme wieder einmal zu einem Schäumchen, das sich für meine Sammlung lohnt. In den letzten sechs Jahren ist diese Sitte auch langsam verblasst. Man gibt sich an den meisten Orten längst nicht mehr soviel Mühe, den Cappuccino mit einem kunstvollen Schäumchen verzieren, wie einst.
Die Strasse der Küste entlang, dort wo die Kiwiplantagen sind, kennen wir zwar, aber wir können nun immerhin aus der Erinnerung die Bilder mit dem blauen Himmel und dem Meer dazu hervorholen.
Wir haben vor, uns in Waihi Beach zum letzten Mal vom Pazifik zu verabschieden. Unsere Lady führt uns zielsicher durch alle Unbill zum dortigen Top10, wo wir unseren Camper auf einen etwas morastigen Platz stellen können. Obwohl dieser Campground mit drei Seiten direkt an den Strand angrenzt, sehen wir heute nichts vom Meer. Selbst um auf die Toilette zu gehen, braucht man den Schirm und ich bin auf die andere Seite froh, dass ich einmal in aller Ruhe meine Bilder etwas sortieren und an meinen Texten nacharbeiten kann. Nur mit dem Hochladen der Daten haben wir dann wieder ein Problem.
Es ist jetzt auf unserer Reise das erste Mal, dass wir so richtig realisieren, wie unangenehm es sein kann, wenn man das Auto bei Regen unter einen Baum stellt. Hier hatten wir zwar keine Wahl und bis jetzt waren wir ja immer froh, wenn wir ein bisschen den Schatten eines Baumes geniessen konnten. Heute ist es ein alter, grosser Baum, der sich immer wieder schüttelt, um die nasse Last von seinen Zweigen zu bekommen, was auf dem Autodach das reinste Trommelfeuer auslöst.
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