18-02-01 Lake Ferry-Castlepoint

Die Nacht war bedeckt und kein roter Mond und auch keine Sterne waren zu sehen. Sobald die Sonne aufgeht, beginnt auch der Wind und hört nicht auf. Er begleitet uns heute fast den ganzen Tag.
Noch bevor wir aufbrechen wollen, stellt René fest, dass der Strom ausgefallen ist. Heisses Wasser für den Tee konnten wir noch machen. Die Sicherungen und alles ist in Ordnung. René startet den Motor, um die Batterie noch ein wenig aufzuladen. Uns hält ja hier eigentlich nichts mehr und wir könnten weiter. Schnell ist alles verzurrt und der Tisch noch festgeklemmt, die Kamera in der Mikrowelle versorgt und der klappernde Drehteller zwischen das Sitzpolster auf der Bank eingeklemmt – wir könnten fahren!
Irgendetwas scheppert und schlägt ans Auto – wir haben nicht abgenabelt! Ach du Schande! Aber es ist nichts passiert, der Stecker hat sich selbst ausgezogen und ist wie die Ziege hinter der schwäbschen Eisenbahn, unserem Auto die paar Meter nachgerannt.

Lake Ferry-Castlepoint

 

Zuerst wollen wir nun nochmals ein Auge voll von der Klippe und dem Meereseinlass nehmen, weil es gestern für ein Foto bereits zu wenig Licht hatte und heute steht dort, wo gestern die Sonne untergegangen ist, ein Regenbogen, denn das Wetter weiss immer noch nicht, was es heute will. Also erst einmal beides – Regen und Sonne, das Weitere können wir unterwegs auswählen.
Wir müssen die ganze Strecke bis fast nach Faetherston zurückfahren und kommen über Martinborough nach Masterton, wo wir die wohl letzte Gelegenheit benützen müssen, um in einem Coundtdown noch zu Brot zu kommen. Der ganze Laden hier wird umgebaut, aber trotzdem muss alles funktionieren. Über den Regalen ist zur Sicherheit ein Gerüst-Boden eingezogen und darüber wird gebohrt und gehämmert, sodass ich hier nicht im Verkauf arbeiten möchte.
Es geht auch heute wieder in die Einsamkeit, weg von der üblichen Route, die man fährt, wenn man die Insel bereist. Wir wollen Richtung Castelpoint, am Pazifik, erneut etwas Neues für uns und ebenfalls eine Strasse, die wir wieder zurück müssen.
Im Holidaypark in Castelepoint bekommen wir den äussersten Platz direkt am Strand. Keine zehn Meter davon entfernt geht es über zwei, drei Tritte hinunter an den Sandstrand. Bei Flut kommt das Wasser bis zur Treppe. Wir stellen das Auto so, dass wir aus dem Bett direkt aufs Wasser und den Leuchtturm, der etwas rechts auf einer felsigen Nase thront, schauen können.
Eine solche Gelegenheit, im Meer zu baden hatten wir nicht oft und so nah, dass man fast direkt aus dem Camper ins Wasser steigen kann, noch nie. Das muss doch genutzt werden. Das Wasser war zwar schon wärmer als jetzt, da es von Wind und Wellen ziemlich aufgewühlt ist.
Dann lockt der Leuchtturm. Es ist nicht sehr weit und noch kommt man dem Strand entlang fast bis dort hinaus. Die Flut ist am Hereinkommen und wird bald auch den Fels zu einer Insel machen. Wir haben gerade noch Glück und genug Zeit, um die vielen Treppenstufen bis zum Lighthouse zu erklimmen. Der Wind ist extrem und man wird sogar gewarnt, dass man bei Wind diese Stufen bis hinauf zum Aussichtspunkt auf eigene Verantwortung begeht. Natürlich muss ich und bin doch froh, dass es ein stabiles Geländer hat. Man wird richtig sandgestrahlt. Die Treppen gehen sogar auf der hintern Seite wieder hinunter auf diese faszinieren Felsen. Nur, den Weg zu verlassen, habe ich jetzt doch Angst. René hingegen fordert das heraus, denn er braucht immer spezielle Perspektiven, besonders bei so schönen Felsen! Ich komme dafür zu kurz, denn weil ich nie gedacht hätte, dass sich hinter der Wegbiegung noch so viel Faszinierendes verbirgt, habe ich leider keinen Ersatzakku für meinen Foto dabei. Ausserdem kann ich nicht abschätzen, wie lange es noch geht, bis das Wasser den Rückweg abschneidet und kehre etwas schmollend heim. Dort versuche ich es heute einmal mit einem Spätzliteig. Es gibt zwar mit den ungewohnten Küchenutensilien und dem begrenzten Platz ein ziemliches Puff, aber immerhin kann ich René mit seinem Lieblingsessen eine Freude machen.
Das ununterbrochene Tosen der Wellen nimmt immer noch zu und bald ist das Wasser bis auf etwa zehn Meter an unser Auto herangekommen.
Wir lassen uns vom ewigen Tosen des Meeres in den Schlaf wiegen, während der pensionierte Leuchtturm jetzt in wechselnden Regenbogenfarben von aussen angeleuchtet wird und wir geniessen das Sein. Es wird uns bewusst, dass es wohl das letzte Mal ist, dass wir den Pazifik so hautnah spüren, hören und riechen können.

 

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