18-01-02 Christchurch-Geraldine

Bevor wir heute wegfahren – unsere vorgesehene Route führt über nahezu zweihundert Kilometer – wird nun zuallererst aufgetankt.
Als zweites steht noch ein Besuch bei Britz hier in Christchurch auf dem Programm. Aber bis wir das wieder gefunden haben! Wir sind auf einem neuen Autobahnabschnitt geraten, welchen unsere Lady einmal mehr nicht kennt und haben aufs Geratewohl hin den Anschluss erwischt, wo sie sich dann wieder zurechtgefunden und uns weitergeführt hat. Ich habe nämlich mit dem zweiten Brenner am Gasherd meine liebe Mühe, den bringe ich einfach nicht zum Brennen und das sollen sie mir richten. Auch dort nimmt man sich der Sache zuvorkommend an und während wir uns drinnen einen Kaffee genehmigen, ist die Sache schon erledigt.
Dagegen leitet sie uns anschliessend souverän auf der alten West Coast Road aus Christchurch hinaus zum Anschluss an die Inland Scenic Route, die wir noch nicht kennen und die eben im Inland dem Fuss der Südalpen entlang führt. Hier in der Gegend um Christchurch ist das Gelände auf fast der halben Inselbreite topfeben und vom Meer her flach. Man könnte hier riesige Felder bewirtschaften, aber es muss alles bewässert werden. All die vielen Schafe, die man hier nun sieht, weiden nämlich in goldgelbem, dürrem Gras.

Christchurch-Geraldine

 

Dort wo bewässert wird, kommen wir einmal an blühenden Kartoffelfeldern vorbei, wie ich noch keine gesehen habe. Zu Beginn fahren wir auf unserer Strasse dreissig bis 40 Kilometer auf dieser weiten Ebene immer geradeaus, bis man wieder Hügel sieht, welche nun Abwechslung in die Bilder bringen. Solch eintönige Strecken ermüden beim Fahren viel mehr, als die schon gehabten, kurvenreichen über die Pässe, wo die Welt manchmal fast nach jeder Kurve wieder anders aussieht. Das trifft heute allerdings nach der ersten Kuve auch zu. In Waddington mündet unsere Geradeaus-Strasse in den Great Alpine Highway, welcher uns über den Arthur’sPass hierher geführt hat und kreuzt gleichzeitig die SH 72, die Inland Scenic Tourism Route, welche wir für heute gewählt haben. Es ist lohnend und abwechslungsreich, dieser Strasse zu folgen. Grössere Ortschaften sind hier zwar nicht zu finden, es ist fast alles nur Landwirtschaftsland und dass irgendwo jemand leben muss, zeigen einsame Briefkästen am Strassenrand. Manchmal sind die Gehöfte hinter einer Gruppe von Tannen, anderen Bäumen oder Büschen versteckt und man fragt sich, ob solch vergammelte Schuppen für die Tiere da sind, aber Wäscheleinen verraten eine Behausung von Menschen.
Wieder einmal nach einer Kurve bleibt einem fast die Luft weg. Von oben sieht man in ein langes Tal, das von einem breiten Flussbett ausgefüllt ist, in welchem viele Wasser mit dieser herrlich hellblauen Farbe mäandern. Am angekündigten Lookout müssen wir natürlich anhalten, aber da ist man bereits unten am Fluss, wo sich zwei Brücken hoch über die Flussarme spannen. Die eine davon ist eine schmale, mit Holzdielen belegte, alte One Lane Bridge, welche man nun von unten und oben inspizieren kann. Unten werden in Jetboats Fahrten zur Rakaia-Schlucht für Adrenalin-Junkies angeboten oder man könnte auch auf einem Wanderweg die 7 Kilometer in die Schlucht erkunden. Das müssen wir heute nicht haben, wir wollen weiter, denn unsere Strecke heute ist wieder fast zweihundert Kilometer lang und eigentlich wäre schon lange Zeit für eine Glacé. In Mount Hutt sicher – aber diese Enttäuschung! – von diesem Ort sieht man am Highway ausser einem Wegweiser überhaupt nichts. Also versuchen wir es bei der nächsten Ortschaft mit dem Wegweiser, der einen Kilometer vom Highway weg nach Mount Somers führt. Dort ist nämlich ein Campingplatz auf meinem Camperatlas eingetragen. Dort wäre zwar ein Café, allerdings ein geschlossenes und sonst ausser dem Campingplatz nichts als zwei Häuser und ein Bottlestore mit einer Bar in diesem ‚Erholungs-Dorf‘‘ – also auch keine Glacé!
Bis Geraldine führt die Strasse nun wieder kilometerweit schnurgeradeaus und all die weiten, ebenen Felder werden bewässert, damit etwas Grünes wachsen kann. Ich staune immer über diese riesigen und doch filigranen Gestänge, welche sich aus manchmal zehn bis zwanzig, sicher 20 Meter langen Elementen zusammensetzen und sich über ganze Felder hinstrecken, die kontinuierlich und automatisch bewässert werden.
Viele der Flüsse hier, die wir überqueren, haben nun diese wunderbar hellblaue bis fast türkisgrüne Farbe, wie der Lake Tekapo, mein Lieblingsort hier auf der Südinsel und den wir als nächstes Ziel ansteuern. Es sind die vom Wasser mitgeführten, feinsten Mineralienteile, die diese wunderschöne Farbe bewirken.
In Geraldine wartet unser Grasplatz, den man uns von Christchurch aus telefonisch reserviert hat. Gut, haben wir das veranlassen können, denn auch hier ist vollbesetzt. Man hat uns als Top10 Member angemeldet und so funktioniert es, dass wir unsere 10% Ermässigung erhalten. Irgendetwas klappte nämlich mit unserem Zugang bei der Onlinebuchung nicht, dass wir uns in Christchurch als Mitglied hätten anmelden können. René hat sich nun bemüht, zu einem neuen Passwort zu kommen, aber die auf der Zentrale haben eben auch noch Feiertage.
Einen Platz am Lake Tekapo können wir uns heute ebenfalls noch online sichern, aber erst vom 5. an. Bis dann ist auch dort alles ausgebucht. Es ist kein Top10, aber wir waren letztes Mal auch dort, direkt am blauen See und neben einem Freiluft-Thermalbad. Für morgen müssen wir eben auf gut Glück etwas suchen.

 

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