17-12-31 Jacksons-Christchurch

Was war heute für ein wundervoller Sonntag und Sylvester!
Wir hatten die letzten Tage doch plötzlich Bammel, weil wir realisierten, dass die Plätze über die Feiertage ziemlich ausgebucht und vorreserviert waren. So mussten wir unsere Route ein bisschen den zur Verfügung stehenden Campsites anpassen. Wir haben von Westport aus, statt nördlich zu fahren, Greymouth an der Westküste gewählt, um von dort den Weg nach Christchurch über den Arthur’s Pass in Angriff zu nehmen. Eine Möglichkeit, nicht die ganze Strecke in einem Tag zu bewältigen, bot sich nur noch mit einem Zwischenhalt auf einem Platz in Jacksons an, den wir übers Internet buchen konnten. So bleibt uns für heute ein Rest von 190 km, die weiteste Distanz, die wir bis jetzt in einem Tag gefahren sind und ausserdem ist es jene Passstrasse, die wir noch nicht kennen.

Jacksons-Christchurch

 

In der Nacht hat es heute etwas geregnet und die Wolken hängen wieder ziemlich über den Berg herunter, an dessen Fuss wir übernachtet haben. Solches Wetter ist wohl hier in diesen Gebieten auf der Westseite der Insel üblich. Dem Urwald hinter dem Haus sagen sie wahrscheinlich nicht umsonst Regenwald. Zuerst führt uns der Great Alpine Highway, dem wir nun bis Christchurch folgen, diesem grossen, breiten Flussbett entlang, welches wir gestern erforscht haben und durch dessen kaltes Wasser wir gewatet sind. Die Eisenbahnlinie begleitet uns nun schon seit Greymouth und auch sie biegt zusammen mit der Nummer 73 hinten im Tal, dort wo der Arthur‘s Pass Nationalpark beginnt, rechtwinklig ab. Gleichzeitig verändert sich auch das Landschaftsbild, die hier steiler werdenden Bergflanken sind bewaldet und von einem purpurroten Hauch der nun eben zu blühen beginnenden Rata überzogen. Es sieht aus, wie bei uns in den Bergen, wenn die Alpenrosen voll in Blüte stehen. Es sind die Sündinsel-Eisenholzbäume, eher höher als die Pohutukawas auf der Nordinsel und sie gehören ebenfalls zu den Myrthengewächsen. Es beginnt zu regnen, aber das gehört sich hier wohl so. Auch die Strasse steigt jetzt an und bald kündet ein Lookout auf der rechten Seite die Sicht auf den Otira Viadukt an. Bald überqueren wir auf ebendiesem imposanten Viadukt ein ganzes Tal und die Gelegenheit, nun auf der linken Seite zu einem Aussichtspunkt abzuzweigen, nehmen wir trotz Regen wahr. Vorhin habe ich ein Warnschild vor Keas für meine Sammlung eingefangen, aber dass wir wirklich einem begegnen, hätte ich nicht gedacht. Diese neugierigen Bergpapageien sind manchmal auf Parkplätzen anzutreffen und man sagt ihnen nach, dass sie es auf die Gummidichtungen an den Autoscheiben abgesehen hätten. Auf der Abschrankung, wo man die beste Aussicht hinunter auf die Strasse und den Viadukt hat, sitzt er vom Wind und Regen ganz zerzaust und schaut uns neugierig zu.
Hier irgendwo muss nun auch die Bahnlinie im Tunnel verschwinden. Sie kommt auf der andern Seite des Passes, der et-wa 900 Meter hoch ist, im Dörfchen Atrthur’s Pass wieder zum Vorschein und ausserdem noch ein richtiger Zug darauf, dabei meinte ich, die rostigen Schienen zeugen von keinem regulären Verkehr.
Wir kommen wieder hinunter in ein Tal, das von einem breiten Flussbett mit mäandernden Wassern ganz ausgefüllt wird und über welches eine lange One-Lane-Bridge führt. In der Ferne dehnen sich gelbe Weiden aus, auf denen sich die schwarzen Kühe kontrastreich abheben. Armes Vieh – Grün ist hier bereits eine Seltenheit und nur dem Wald und Busch-zeug vorbehalten. Das meiste ist sowieso Kies und Geröll im breiten Flussbett. Allein von den Farbnuancen her fasziniert die Landschaft und die Gegend wird immer malerischer mit ihren Pastelltönen in Gelb, Braun, Grau, versetzt mit Grün. Wenn die Sonne scheinen würde, wäre das Wonnegefühl wohl kaum auszuhalten.
Ein nächster Anstieg über eine Höhe und dahinter wieder ein anderes Bild mit stattlichen Bergen als Begrenzung eines weiteren Tales, welches abermals einem Flussbett eine weite Ebene zur Verfügung stellt. Ich kann mich an den Farben der Bergflanken ringsum kaum sattsehen. An einem Lookout müssen wir wieder anhalten. Es ist immer lohnend, wenn man einem solchen braunen Wegweiser folgt. Auf kleinem Ort kann man hier in einem Canyon Formationen von Kalksteinfelsen bewundern oder man könnte tief in eine Höhle eindringen, wenn man mit Taschenlampe mit genügend Reservebatterien ausgerüstet wäre oder einfach von hier aus das Rundum all der farbigen Bergketten bestaunen.
Langsam kommt man wieder in die tieferen Gefilde, die Berge werden zu Hügeln und rücken immer weiter weg, so dass die Strasse bald schnurgerade durch weites ebenes Land und bewirtschaftete Felder führt. Aber gelb ist das Gras auch hier überall und Schafe und Kühe weiden, wie es aussieht, auf gelbem Stroh. Die grossen Bewässerungsarme treten hier wieder in Erscheinung, welche aus vielen Elementen zusammengehängt, die grössten Felder beregnen. Es ist ungerecht verteilt – all das Wasser, das vom Meer her auf die Insel getragen wird, regnet sich auf der Westseite aus und der Osten muss sich mit künstlicher Bewässerung behelfen.
Endlich kommt man wieder in eine kleine Ortschaft und ein Kaffee wäre überfällig und auch die Pies hier sehen glustig aus. Es ist begreiflich, dass hier ziemlich Betrieb ist, denn es ist bereits ein Uhr und auf der ganzen Strecke hatte es nicht so viele Möglichkeiten für eine Einkehr. Erst beim Weiterfahren entdecke ich in meinem gescheiten Atlas, dass ‚Jummys Homemade Food Café‘ hier in Springfield als rot eingetragene Sehenswürdigkeit wohl das viele Volk anzieht. Nur TipTop hatten sie keine, diesen Dessert bekommen wir nach 12 Kilometern auf schnurgerader Strasse in Darfield, wo ich eine neue Sorte ausprobieren muss. Es ist ein Mix der Spitzenreiter die Hokeypokey, eine Caramelglace gemischt mit Kaffeeglacé mit Biscuitkügelchen. Gar nicht so schlecht, aber mein Favorit bleibt die Pure Passion Fruit Glacé. Eine solche Portion für ein Single Scoop hingegen, wie sie mir der Verkäufer in meine Waffel drückt, habe ich ebenfalls noch nie bekommen und er muss mir dafür gerade als Modell herhalten.
In Christchurch angekommen, können wir im Top10 unseren Camper auf einen schönen Platz unter einen grossen Baum stellen, wo wir nun ganz glücklich über den wunderschönen Tag, die letzten Stunden des Jahres gemütlich ausklingen lassen können.

 

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