17-12-19 Picton-Okiwi Beach

Um zehn Uhr wird abgenabelt und wir entschliessen uns, heute eine einsame Bucht in der Tasman Bay anzusteuern. Aber vorher will René noch nach Blenheim fahren. Wir lieben Blenheim und haben uns beide Male, die wir hier waren dort aufgehalten und sind durchs Städtchen geschlendert. Das erste Mal wurde uns als Unterkunft ein Bed und Breakfast in einem Weingut angbeboten, das zweite Mal machten wir Station im grossen Top10 und diesmal fahren wir zum alten Bahnhof, der zum i-Site umfunktioniert wurde. Wir informieren uns, wo man in Blenheim eine Fotokamera kaufen könnte und erhalten drei Adressen, die uns gleich auf einem Stadtplan eingezeichnet werden. Am dritten Ort haben wir Erfolg und sie haben die Lumix TZ90 im Angebot. Es ist die Nachfolgerin meiner jetzigen Kamera, welche mir einfach mit dem Zoom Ärger macht und auch immer irgendwelche Filme aufnimmt, die ich ihr nicht befohlen habe und damit meine Speicherkarte füllt.
Sie hat sogar ein ausklappbares Display, für Selfies gedacht, aber ich brauche doch keine Selfies, dafür scheint es mir gegen das Spiegeln bei Sonnenschein von Vorteil zu sein. Sie ist also gekauft und ich habe wieder Weihnachten und Geburtstag.

Picton-Okiwi Bay

 

Bei der Argosy, dem Flugzeug, das in einem Garten auf dem Weg nach Renwick steht, wollen wir dann einen Kaffeehalt machen. Über ein paar Umwege finden wir es auch, aber das zugehörige Café hat geschlossen und es gibt ein paar Fotos, aber keine TipTop. Es ist heute ja auch nicht ausgesprochenes Glacéwetter. Der Himmel ist ziemlich bedeckt und ich glaube, wir haben den Sommer auf der Nordinsel gelassen.
Auch in Havelock machen wir einen Erinnerungsstopp. Das ist ja der Ort, wo man Grünlippenmuscheln bekommt. Der Mussel Pot scheint das Lokal zu sein, wo man zu diesem Zweck einkehrt und diesmal will ich es auch versuchen und wir lassen uns dort nieder. Ich scheine nicht die Einzige zu sein, die nicht weiss, wie man diese Muscheln isst, denn zur Beruhigung hat es eine eingerahmte Anleitung dazu an der Wand: Die erste Muschel öffnet man von Hand und nimmt dann deren Schalen fortan quasi als Pinzette, um den andern beizukommen.
Trotzdem bestelle ich lieber die gegrillte Version. Diese hat verschiedene Gewürz- und Sösselchenvarianten und ist zum Ausprobieren ideal. Es schmeckt mir zwar gut, aber trotzdem würde ich jetzt Muscheln generell nicht nachrennen.
Bei der Pelorus Brücke stoppen wir abermals. Brücken sind ja auch immer interessant, um darunter zu schauen. Das war doch dort, wo wir letztes Mal den Burschen zugeschaut haben, wie sie von der Brücke sprangen, obwohl, oder gerade weil ein grosses Warnschild daran steht, dass das Springen von der Brücke schon tödliche Folgen oder Invalidität zur Folge hatte.
Gerade vor der Brücke gibt es ein Café und anstatt dort am Strassenrand zu parkieren, könnte man nämlich nun den verpassten Kaffee dort einziehen. René setzt also an, die paar Meter bis zur Einfahrt retour zu fahren, aber es kracht vorher. Das blöde Schild vom Café und die Tafel „Kein Vortritt“ liegen am Boden. So ein Highlight! Ausser dem äussern Reflektorglas des Blinkers, hat der Camper nichts abbekommen. Wir räumen die Bruchstücke aus dem Weg und melden uns im Café als Schuldige. Dort ist man erstens überrascht, dass man sich überhaupt meldet, solches würden Neuseeländer nicht tun. Das Vortrittsschild sei Sache des Staates und man will auch nichts von Entschädigung für den kaputten Schilderpfosten wissen. Um das Gewissen zu befriedigen, müssen wir noch insistieren, dass wir wenigstens einen Beitrag in ihre Trinkgeldkasse legen dürfen und am Schluss wollen sie nicht mal, dass wir unseren Kaffee noch bezahlen.
Von hier geht‘s noch eine Stichstrasse über eine kurvenreiche, richtige Pass- und Waldstrasse hinüber zu unserem anvisierten Campingplatz in der Okiwi Bay. Unterwegs habe ich wieder viele Bilder gemacht und gerade bei der Ankunft meldet das Display, dass meine Speicherkarte voll sei. Ich habe die neue Kamera noch nicht eingesetzt, weil ich zuerst den Akku laden und Zeit und Datum einstellen muss und sowieso erst ihre Funktionen kennenlernen sollte. Der Frust des Tages stellt sich später ein, als ich die Fotos von heute von der Karte herunterladen will. Der Chip ist nicht mehr lesbar und alle Bilder von der Argosy, dem freudigen Ereignis mit der neuen Kamera, das Abenteuer Grünlippenmuschelmenü und Kleinholzverarbeitung der Verkehrsschilder – alles ist futsch! Ein bisschen hilft mir nun René aus.
Am Schluss probiere ich die geladene, neue Kamera dann doch aus und zwar ausgerechnet mit der Funktion, von welcher ich lauthals gemeint habe, dass ich sie nicht brauche – nämlich der Selfie-Funktion. Dass ich mich selber wirklich nicht auf einem Foto anschauen kann, hilft mir vielleicht, dass es für lange Zeit das einzige Selfie bleibt.

 

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