17-12-11 Gisborne – Mahia Beach

Mit den letzten paar übriggebliebenen Bites, mit welchen ich nach dem Frühstück noch schnell die Mailbox checke, erfahren wir von Gassers mit einem Bild vom ersten Schnee im Garten an der Neumattstrasse. Nur Heimwehgefühle kann man bei mir damit nicht auslösen und ich will gerade zurückschreiben, dass auf dem Meer im Sonnenschein gerade eine Padlerregatta vorbeigefahren sei. Doch im gleichen Moment gibt es ein noch viel spektakuläreres Bild zum Zurückschicken – die Spring Breeze, der grosse Frachter, bei dem wir gestern zugeschaut haben, wie sie Holz geladen haben, wird begleitet von zwei Schleppschiffen aus dem Hafen befördert, während draussen nun seit etwa einer Stunde das nächste Schiff zum Einlaufen bereitsteht. Das gibt natürlich ein brandneues Bild für die daheim.

Gisborne – Mahia Beach

 

Bevor wir Gisborne verlassen, will ich noch ein Foto vom Segler, der an der Hauptstrasse auf einem Mast nahe dem Uhrenturm thront, der ist aber nicht mehr da und auch der Uhrenturm hat ein anderes Gewand. Nur die grossen Palmen flankieren noch immer die Strassen und prägen das Stadtbild, ein geschmückter Christbaum daneben will mir aber einfach nicht so recht ins Bild passen und kann auch keine weihnächtlichen Gefühle erwecken. Auch der Bernina-Laden existiert immer noch oder wieder, nachdem sein Dach vom grossen Erdbeben 2011 unten im Ladenlokal gelegen hat und wir diesen erbärmlichen Zustand noch in Erinnerung haben.
In dieser Gegend ist alles noch ziemlich eben, bis sich bei Muriwai ein Hügel als spitze Landzunge ins Meer hinaus zieht. Dieser schliesst die Poverty Bay um Gisborne ab und ich dachte gestern, dass es bereits die Mahia Peninusla sei, die wir heute anvisieren. Es war diese Landzunge, welche young Nick nach langer Seefahrt als Erster als Land erspäht hatte. Bis Mahia geht es gerade noch viermal so weit und es beginnen wieder Hügel. Wir fahren auf dem State Highway 2 und viele Holzlastwagen kommen uns entgegen, von denen wir nun ihr Ziel kennen.
Bei einem Lookout lohnt sich ein Stopp, denn von hier aus kann man die ganze Poverty Bay bis Gisborne überblicken.
In Morere Hotsprings gibt‘s ein TipTop. Es ist ein kleines, verwunschenes Nestchen, das wohl nur aus dem Kiosk und dem in meiner Karte eingetragenen Campingplatz besteht, wo man irgendwo noch von einer heissen Quelle profitieren kann. Ich muss noch einen Cappuccino haben, weil der Kiosk so speziell ist. Sie haben eine ganze Sammlung von Grossmutters Blüemligeschirr, was man heute als Antiquität verkauft. Dazu könnte ich auch noch etwas beisteuern.
Es ist diese Strasse, die wir letztes Mal nicht fahren konnten und ich meine, den Ort bei Nuhaka wieder zu erkennen, wo der schlimme Unfall passiert ist und wir im Regen wieder zurück nach Wairoa und über die Berge nach Gisborne ausweichen mussten.
Es ist wieder eine Stichstrasse, die von hier aus zur Peninsula führt, aber immerhin dürfen wir sie fahren, denn sie ist geteert. Eine Bahnlinie führt auch hinaus, aber ob die noch in Betrieb ist? Ihre Schienen sehen ziemlich rostig aus und Unkraut wächst auf der Trasse.
In einer Bucht, wo viel angeschwemmtes Holz liegt, halten wir wieder mal an und entdecken zwischen den Holzstücken diesmal viele federleichte, weisse Steine. Für mich ist dies jetzt die Bimssteinbucht.
Es gibt Stellen, wo man links einfach ein Stück Gravelroad anlegen musste, weil die Hälfte der Teerstrasse ins Meer abgestürzt ist. Immerhin ist ein Warnschild dort ‚Vorsicht abgerutschte Stelle!‘ Vorher habe ich aber von unten her einen Pfosten der Leitplanke in der Luft hängen sehen, aber das scheint noch kein Grund zu sein, etwas zu unternehmen. Und René fährt immer so hart am linken Rand!
Mahia Bay liegt an der Hawke Bay, also auf der Seite, wo die Sonne im Meer versinkt. Es ist noch früh und wir zweigen links ab, wo man an der engen Stelle der Halbinsel an den Pazifik kommt, einfach um zu schauen, wie es dort aussieht. Wo die Strasse nicht mehr weiter geht, können wir von einer hohen Klippe eine herrliche Aussicht geniessen und müssen hinunter zum Wasser, wo ein grosser Felsen dazu verleitet, 1001 Föteli zu schiessen, weil man genau die Welle erwischen will, welche über den Felsen spritzt und das Wasser auf der andern Seite herunterrinnt.
Im Campground ist man am Renovieren. Die Duschen werden momantan gerade frisch gestrichen und das Office ist überstellt, weil im Nebenraum vom Schreiner gearbeitet wird. Es hat viele Hecken und Nischen im Park und man weiss nicht, wie viele Gäste anwesend sind, man kommt sich direkt einsam vor. Von einer nicht belegten, offenen ‚Cabin‘ kann man Küche, WC und Dusche benutzen. Cabins sind kleinen Häuschen, welche man auf jedem Zeltplatz als Übernachtungsmöglichkeit angeboten bekommt. Es gibt solche, die einfach ein Dach über dem Kopf sind, andere, in denen man kochen kann und solche, die eben auch Dusche und WC haben, also ‚selfcontained‘ sind.
Der Strandspaziergang ist wieder anders, als wir es bis jetzt gehabt haben – tiefenentschleunigend, würde Karl aus Düsseldorf sagen. Wellen plätschern sanft auf den Strand und bilden mit jedem Guss ein neues Kunstwerk im hellen Sand, welcher auf einer dunklen Unterschicht liegt. Ich könnte wieder stundenlang zusehen. Es sind winzigste, glasklare Quallen und man erkennt nicht, ob das jetzt bereits Tiere sind oder einfach eine gallertige Masse.
Es bleibt Zeit für eine erfrischende Dusche. Ein Bad im Meer wäre eine Option aber eben – die Quallen …
Der Start der Rakete, die dieser Tage hier auf dieser Halbinsel gestartet werden soll, wird wohl auch heute vertagt. Also leere Versprechungen des Campchefs, dass wir wegen des Lärms nicht erschrecken sollen.
Dann wird noch geschrieben oder die tausend Föteli aussortiert bis die Sonne untergeht. Sie versinkt wirklich hier im Meer und es gibt wieder tausend Föteli und fast keines davon ist brauchbar. Aber ich kann ja sowieso nur etwa 10 brauchen und dann habe ich immer noch Probleme und wähle bestimmt dann gerade wieder die falschen aus.
Abendstille ist hier überall, wie man sie bei uns nirgends mehr findet und wenn man den Vorhang am Kopfende unseres Himmelbetts zurückschiebt, sieht man den herrlichsten Sternenhimmel, unter welchem man ins Reich der Träume gleitet.

 

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