Die hundert Mega fürs Internet waren gestern schnell aufgebraucht und ich habe immer noch nicht alle Seiten mit allen Bildern aktualisieren können. Heute zählt es wieder von vorn und ich benütze die Stunde, bevor wir abfahren, um noch eine Seite hochzuladen. Parakei ist wieder ziemlich in der Nähe von Auckland und das spürt man auf den Strasse sofort, der Verkehr wird immer dichter. Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, dass ich je überhaupt mal auch nur einen Kilometer hier fahren könnte, in diesem Linksverkehr und dann noch mit diesem breiten Auto! René hat das nun ganz gut im Griff, nur glaube ich ihm das noch nicht so ganz. Ich zucke immer noch zusammen, wenn ich meine, auf meiner Seite würde der Platz zu eng.
Nicht nur der Verkehr wird dichter, es wird auch noch überall unglaublich viel gebaut. Diesmal kennt auch unsere Lady die neue Ausfahrt in die Kirkbride Road noch nicht und wir fahren wieder mal einen Abschnitt dreimal. Als wir vor zweieinhalb Wochen ankamen, waren wir, weil uns der Buschauffeur nicht vorher rausgeschmissen hat, über diese Autobahnüberführung noch zu Fuss unterwegs, welche man nun über eine andere Ausfahrt anpeilen muss. Wir wollen nämlich nochmals bei Britz vorbei, um unseren Wasserkocher auszutauschen, an dem man nicht mal den Deckel öffnen kann. Ausserdem ist der Schalter für den Scheibenheber auf meiner Seite gestern gebrochen und den will ich auch gerade repariert haben. Das Erwischen der richtigen Ausfahrt ist also schwieriger, als Ersatz für Beanstandetes zu bekommen. Keine Viertelstunde später sind wir bereits wieder im Verkehrschaos und lassen sobald als möglich das Stadtgetümmel hinter uns und unsere Lady führt uns nach kurzer Zeit über weite, friedliche Gebiete, wo die Leute ihre Felder auffällig gerne mit Zäunen einrahmen. Es scheint hier, wie bei uns in Saignelégier, ein Paradies für Pferde zu sein. Unser Ziel ist die Clarks Beach, wieder irgendwo am Wasser, das zum Manukau Harbour gehört, an welchem auf der andern Seite auch der Flughafen ist. In der Ferne sieht man von hier aus auch den Sky-Tower. Clarks Beach scheint ein Ort der oberen Zehntausend aus Auckland zu sein, oder vielleicht befinden sich hier deren Rentnersitze. Man sieht nur gepflegte Häuser mit üppig blühenden Vorgärten und gepflegten Rasen und manchmal noch ein Schiff neben der Garage. Der anvisierte Campingplatz liegt direkt neben einem Golfplatz und über unseren Köpfen liegt die Anflugschneise der in Auckland ankommenden Flugzeuge.
Unsere erste Aktivität besteht, wie immer in der Erkundung der Umgebung und wenn es in der Nähe ist, der Gestade des Meeres. Wir sind auch hier wieder an einem weitverzweigten Wasser, wo auf der Karte gesehen, der Waiuku River in den Manukau Harbour mündet. Das Wasser ist wie jedes Mal, wenn wir irgendwo ankommen, weg. Der steinige Strand ist überall mit einer grauen Schicht aus unheimlich glitschigem Schlamm überzogen und ich verziehe mich schleunigst an den Rand, wo das Wasser nur selten hinkommt. Dort sind wieder ganz spezielle Steine zu finden. Das heisst, sie stecken noch fest in den Klippenfelsen drin und werden vom Meer langsam wieder geholt. Es sind nicht nur gewöhnliche Steine, wie sie in einer Nagelfluh zu einer Steinmasse zusammengequetscht sind. Es sieht aus, als ob die einzelnen Steine zuerst richtig verpackt worden sind. Ich könnte mir vorstellen, dass sie vor Urzeiten von einem Vulkan ausgespuckt worden sind und als flüssige Lava im Meer abgekühlt wurden und sich dadurch um ihren schwarzen Kern wie eine Art Schale gebildet hat. Es ist faszinierend, wie man an jedem Strand immer wieder etwas anderes und Spezielles entdecken kann. Strand besteht für mich bei weitem nicht nur aus Sand und Wasser.
Irgendwo an diesem Strand finden wir auch Warntafeln, wo man angehalten wird, sich über die Wasserqualität zu informieren und dass vielleicht auch baden nicht ganz ungefährlich sein könnte. Das bestätigt mich gerade in meiner Vermutung, welche aber weder Hand noch Fuss hat, dass dieses glitschige Zeug hier in der ganzen Bucht und weit darüber hinaus Klärschlamm sein könnte, welchen man von Auckland her einfach dem Meer übergibt. Stinken tut es jedenfalls genau so.
Im Stübchen gibt es heute noch ein anderes Highlight. In den Einkaufszentern ist ja Adventszeit und wir haben uns dazu verleiten lassen, vom Aktionsangebot für einen Plum-Pudding zu profitieren. Plum-Pudding muss ja etwas speziell Weihnächtliches sein, jedenfalls für die Engländer und heute wollen wir den einmal ausprobieren, nachdem der Compi uns wieder vom Netz getrennt hat, weil unser WiFi-Kontingent aufgebraucht ist. Immerhin ist er in einem ordentlichen Plastikschüsselchen, welches man nachher vielleicht gut als Salatschüssel gebrauchen könnte, damit man den Salat nicht mehr in einer Pfanne mischen muss. Das Geschirr besteht nämlich nur aus drei Pfannen, einer Pyrexschüssel für die Mikrowelle, je zwei Teller, Gläser, Tassen und Unterteller und wenn ich in der Mikrowelle gekocht habe, bleibt keine Schüssel mehr für den Salat frei.
Also warum man dem Pudding sagt, begreife ich nicht. Es ist eine ziemlich kompakte, fast lebkuchenartige Masse und eigentlich nicht mal so schlecht. Ich nehme mir die Verpackung vor, um zu schauen, was denn da so alles drin ist und staune zuallererst über das Ablaufdatum, das mit ‚Best before 12. Juni 2019’ angegeben ist. Dann stelle ich weiter fest, dass man diesen Pudding eben nicht einfach so essen, sondern entweder in der Mikrowelle oder im Steamer zuerst erhitzen muss, alsdann den hermetischen Plastikverschluss entfernen und das ganze vorsichtig stürzen soll.
Jetzt nimmt mich natürlich wunder, ob das Zeug, wenn es dann heiss ist, sowas wie Pudding wird und schiebe eine Portion auf einem Teller, zugedeckt in die Mikrowelle und stelle auf zwei Minuten ein. Ich habe aber keine Ahnung, wieviel Leistung dieses Ding hat. Das Produkt ist aber eindeutig nicht puddingähnlich. Heiss ist es jetzt wenigstens, aber sicher nicht besser. Die Weinbeeren sind jetzt zäh und was sonst noch im Innern war, ist richtige Kohle geworden. Also ich werde diesen Pflaumenkuchen kalt fertig essen und mich wenigstens über eine neue Schüssel freuen.
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